
Online-Befragung soll neue Erkenntnisse bringen
Versorgen, Aufhalten, Arbeiten, Wohnen – an die zukunftsfähige Innenstadt werden multiple Anforderungen gestellt. Mit einer Online-Bürgerbefragung beginnt der einjährige Prozess für ein zukunftsfähiges Entwicklungskonzept. Dabei soll nicht nur der Handel im Fokus stehen.
Was fehlt in der Darmstädter Innenstadt? Was ist bereits gut? Wo sollte sich etwas ändern? Anhand dieser drei Fragen dürfen die Darmstädter und Darmstädterinnen ihre Stadtmitte bewerten und ihre Ideen und Visionen kundtun. Darmstadts Zentrum soll auch in 15 bis 20 Jahren noch attraktiv sein und die Menschen in die City ziehen. Die Stadt bringt deshalb das Entwicklungskonzept „DA mittendrin“ auf den Weg, bei dem die Bürger(innen) erst online und dann in zwei Zukunftswerkstätten kräftig mitmischen dürfen. Auch Kinder und Jugendliche sollen in einem eigenen Beteiligungsbaustein ihre Meinung sagen dürfen.
In einem einjährigen Prozess soll mithilfe der Bürgerschaft, von Experten, beteiligten Ämtern und Institutionen herausgefunden werden, wie aus der Innenstadt eine Mitte wird – und zwar für alle.
So formulierte es Julian Petrin vom Hamburger Stadtentwicklungsbüro Urbanista, das diesen Prozess organisiert und begleitet. Es fehle an den Schnittstellen, an der Kombination. Vieles liege nebeneinander oder am Rand des Zentrums.
Ziel ist eine strategische Gesamtüberlegung, „was ist der Spirit, was ist das Versprechen“, das den Citykern ausmacht, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch. Daran schließt sich die Frage an, wohin sich der Kern entwickeln soll und wie seine Stärken ausgebaut werden können. Denn Stärken habe Darmstadts Innenstadt ganz unbedingt, sagte Partsch. Trotz Konkurrenz durch Grüne Wiese und Onlinehandel habe sich der Innenstadthandel auch in der Corona-Pandemie ganz gut gehalten.
Der Luisenplatz sei ein toller Platz mit Verweilmöglichkeiten, Teilhabe, Verkehrsanbindung, allen wesentlichen Einrichtungen in fußläufiger Entfernung und dazu jeder Menge Kultureinrichtungen bis hin zum Welterbe. „Viele Städte würden viel Geld dafür geben, einen so belebten starken Ort zu haben“, sagte der OB. „Wir wollen mit Wirtschaft, Wissenschaft, Handel, Kultur, Bürgerschaft und Mobilität eine gemeinsame Zukunftsmischung entwickeln. Diese Stärke gelte es auszubauen, mit Wohnen und Arbeiten, Konzerten unter freiem Himmel, einem Markt mit regionalen Produkten, guter öffentlicher Verkehrsanbindung und einer optimalen technischen Ausstattung. Leerstand schnell für kulturelle Angebote nutzen, mehr Grün und Bäume ins Zentrum – das schwebt dem Oberbürgermeister vor. „Falls es größere Leerstände gibt, werden wir als Stadt das Instrument des Vorkaufsrechts nutzen, um shared spaces zu schaffen“, sagte er.
Deshalb ist das Entwicklungskonzept Innenstadt als co-kreativer Prozess angelegt. In zwei definierten Phasen des Prozesses wird gemeinsam mit Fachleuten und Bürgerinnen und Bürgern analytisch und konzeptionell an den Herausforderungen für die Innenstadt gearbeitet. Immer mit dem Ziel, die Darmstädter Innenstadt fit für die Zukunft zu machen. Am Anfang des Projekts steht der »Innenstadt-Check« mit der Onlinebeteiligung der Bürgerinnen und Bürger, aber auch mit Workshops für Institutionen, Multiplikator(innen) und die Verwaltung. Für Juli ist die erste Zukunftswerkstatt geplant. Es folgt die Entwurfsphase, ebenfalls mit Onlinepartizipation und Verwaltungs-Workshops, die zum Jahresende in eine zweite Bürger-Zukunftswerkstatt münden soll. Im ersten Quartal 2023 soll die Ist-Analyse fertig sein – als Basis für alle weiteren konkreten Schritte. Die Online-Beteiligung ist ab sofort möglich unter: www.darmstadt.de/standort/stadtentwicklung-und-stadtplanung/entwicklung-innenstadtkonzept.
Text Hans-Werner Mayer