ZOO VIVARIUM GOES DIGITAL

Ansicht der neuen App für den Zoo Vivarium. FOTOS Zoo Vivarium Darmstadt

Sensoren messen Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Terrarium

Der EAD arbeitet daran, nach Einsatzmöglichkeiten für sinnvolle Digitalisierung zu suchen, sie zu finden und erlebbar zu machen. Als Betreiber des Zoo Vivarium setzt er jetzt digitale Techniken ein, um den dort tätigen Tierpflegerinnen und -pflegern zügig und nachhaltig zu helfen.

Im Zoo Vivarium wurde in einem Workshop von den Tierpflegerinnen und -pflegern eine App zur Unterstützung ihrer täglichen Arbeit gewünscht. Es wurde die Idee einer App entwickelt, die es ermöglicht, verschiedene Parameter wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, pH-Wert etc. mit Blick auf das Wohlbefinden der Tiere kontinuierlich zu kontrollieren. Dies geschieht derzeit mit sehr viel Aufwand noch analog.

Die Herausforderung war klar: Die Daten müssen digital erhoben und übermittelt werden, bevor sie verarbeitet in einer App angezeigt werden können. Leichter gesagt als getan: Eine Anlage oder Pumpe etwa liefert nur Daten, wenn sie darauf bereits ausgerichtet ist. Und häufig konnten die Daten bisher nur vor Ort abgelesen werden. Dazu kam: Jemand musste sich bereiterklären, die Installation z. B. von Messgeräten und deren Betrieb zu finanzieren. Für den Zoo Vivarium taten sich trotzdem Lösungen auf. Als Abteilung des EAD profitierte der Zoo Vivarium von den Versuchen, die die Abteilung Abfallwirtschaft beim digitalen Messen von Füllständen in Abfallsammelsystemen und -behältern bereits gesammelt hatte. Hier wurden Praxisversuche durchgeführt, Echtzeit-Füllstände über das Mobilfunknetz in IT-Systeme zu übermitteln, die über einen Algorithmus zu einem prognostizierten Leerungstag führen.

Beide Projekte wurden vom EAD als Projekte im Rahmen der Digitalstadt Darmstadt eingebracht. Im regelmäßigen Austausch, zu dem die Digitalstadt Darmstadt GmbH einlud und einlädt, erhielten alle Bereiche der Stadt und Stadtwirtschaft wechselseitig Einblick in die Planung der anderen.

Die Entega AG war sehr interessiert, weitere Anwendungsfälle für ein stadtweites »Lorawan«-Netz (siehe Kasten) zu identifizieren. Ein großer Vorteil dieser Technologie ist die Durchdringung von Gebäuden bis hinunter in den Kellerbereich. Zugleich ist der Stromverbrauch von Endgeräten im Ruhemodus gering. Die Lebensdauer einer Batterie kann zwei Jahre oder mehr betragen, so dass das kostenintensive Auswechseln selten erfolgen muss. Diese Eigenschaften gaben den Ausschlag für den Einsatz in unterirdischen Abfallsammelgefäßen – und auch im Zoo Vivarium.

Das IT-Lab der »Count + Care GmbH & Co. KG«, ein Tochterunternehmen der Entega, erklärte sich gerne bereit, seine Techniker im Rahmen ihrer Ausbildung an der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule das Abschlussprojekt bearbeiten zu lassen. Nach dem Auftaktgespräch und der Ermittlung der technischen Anforderungen wurde zunächst das »Lorawan«-Netzwerk auf das Gelände des Zoo Vivarium ausgedehnt. Dann wurden Messungen zur Empfangsqualität durchgeführt. Hierfür erhielt der Zoo Vivarium ein eigenes »Lorawan«-Gateway. Dann mussten die Sensoren ausgewählt, beschafft, konfiguriert, parametrisiert und schließlich in den Gehegen an geeigneten Stellen angebracht werden, damit die benötigten Daten sicher erfasst werden können, ohne dass die Sensoren von den Besucherinnen und Besuchern als störend wahrgenommen oder von den Tieren angeknabbert werden. Auch die Tierpflegerinnen und -pfleger waren von Anfang an eng in das Projekt eingebunden.

Die drei Techniker setzten einen gesicherten Webserver auf, auf dem die Messwerte in einem gut ablesbaren „Dashboard“ visualisiert wurden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zoo Vivarium konnten nun mit einem Blick auf das Display ihres Tablets den aktuellen Status der digitalisierten Gehege ablesen. Gemessen am erfolgreichen Verlauf dieses Projekts verlangt dieses Thema nach einer Fortsetzung. Kurzfristig sollen weitere Messgeräte über das Programm Digitalstadt finanziert werden.

Zudem sind Sensoren für den Wasserbereich in den Aquarien vorgesehen, die kostenintensiver sind. Ebenso soll eine Eventsteuerung umgesetzt werden, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alarmiert, wenn Grenzwerte über- oder unterschritten werden.

Die erste Betriebsleiterin des EAD, Sabine Kleindiek, hat es beeindruckt, wie gut zwei sehr unterschiedliche Berufsgruppen in diesem Projekt zusammengearbeitet haben: die Spezialisten, die sich um das Wohlbefinden von Tieren kümmern, und die Spezialisten, die in der Welt der Daten und der Technik verhaftet sind.