
Relation zwischen Miete und Einkommen
Für Wirbel sorgte ein Beitrag des Katapult-Magazins zum Verhältnis von Einkommen und Mietausgaben in der Stadt. Eine Grafik zeigte, dass 2018 in keiner anderen Großstadt so viele Haushalte mehr als 50 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben mussten wie in Darmstadt.
Berücksichtigt wurden in der Studie der Hans-Böckler-Stiftung Großstädte, in denen das auf mehr als 15 Prozent der Haushalte zutrifft. Berücksichtigt wurden die Mieten von 2018. Angeführt wird die Liste von Darmstadt. Die Studie bezieht sich allerdings auf Daten des Statistischen Bundesamts von 2006 bis 2018. Danach betrug der Anteil der Menschen in Darmstadt, die damals mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für Miete ausgeben, 58,7 Prozent.
In einer anderen Studie hat der Stadtforscher Andrej Holm die Mieten in mehr als 300 deutschen Städten untersucht und die Mietspiegeldaten der vergangenen fünf Jahre ausgewertet. Das Ergebnis: Im Schnitt stiegen die Bestandsmieten bundesweit um 11,4 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Die Struktur der teuersten Städte war 2018 gegenüber 2013 weitgehend stabil. Darmstadt belegt in der Rangliste mit 8,79 Euro pro Quadratmeter den neunten Platz.

Fest steht, in Darmstadt sind Mieten hoch, aber viele Leute verdienen auch mehr als in anderen Städten. Betrachtet man nur die Mieten – ohne die Haushaltseinkommen zu berücksichtigen – liegt München weit vor Darmstadt in der Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Für die Studie wurden Daten aus dem Mikrozensus von 2018 berücksichtigt, weil es neuere Daten nicht gibt.
Laut Statistikberichten gibt es 2020 in Darmstadt 81.509 Wohnungen. Seit dem 31. Dezember 2018 wurden 3.100 Wohnungen fertiggestellt. Da aber die offizielle Baustatistik auch Um-, An- und Ausbaumaßnahmen erfasst, die nicht immer einen Zuwachs an Wohnungen bedeutet, seien es nur 2.010 neu entstandene Wohnungen. Aktuell befinden sich rund 690 Wohneinheiten in Bau. Vor einem knappen Jahr befanden sich laut Stadt 9.800 in Planung.
Um dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken, hat die Stadt 2019 ein »Wohnungspolitisches Konzept« beschlossen. Es beinhaltet 21 Punkte. Einer der wichtigsten ist die sogenannte Belegungsbindung. Eine solche Wohnung erhalten Menschen, die bestimmte Kriterien
erfüllen. Der Bauverein habe sich dazu verpflichtet, jährlich mindestens 100 Bindungen zu schaffen. Der persönliche Referent von Oberbürgermeister Jochen Partsch betont: „Hier (in Darmstadt) wurden mittlerweile über 10.000 Wohnungen gebaut – davon 25 Prozent für gering Verdienende und 20 Prozent für Menschen mit mittlerem Einkommen.“
In Darmstadt lebten 2006 noch etwa 151.400 Menschen mit Haupt- oder Nebenwohnsitz, so sind es Ende 2018 schon fast 164.500 gewesen. Der Zuwachs entspricht etwa der Größe einer Kleinstadt oder der Bevölkerung im Stadtteil Bessungen. Fest steht: Darmstadt hat einen hohen Bevölkerungszuwachs und nicht genügend Wohnungen. Und den Preis bestimmen eben Angebot und Nachfrage.
Laut einer Immowelt-Erhebung zählt Darmstadt auch bei Eigentumswohnungen unter bundesweit 78 Großstädten beim Quadratmeterpreis mit dem zwölften Platz zu den teuersten Städten. Im vergangenen Jahr sind Eigentumswohnungen in Darmstadt gegenüber 2020 um 14 Prozent teurer geworden. Für das Rhein-Main-Gebiet ist dies allerdings die geringste Teuerungsrate. Trotz der kleinsten Teuerungsrate ist Darmstadt die zweitteuerste Großstadt im Rhein-Main-Gebiet nach Frankfurt.
TEXT Hans-Werner Mayer