
Ausblick auf das Jahr 2021
Laut Steuerschätzer wird ein kräftiger Aufschwung im Jahr 2021 die Wirtschaftsleistung um 200 Milliarden Euro erhöhen, was angesichts einer Steuerquote von 22 Prozent für sich genommen zu Steuermehreinnahmen von 44 Milliarden Euro führen würde — wären da nicht die Erleichterungen durch Steuerrechtsänderungen. Denn die haben es 2021 in sich. Eine Übersicht was wichtig ist und wo sie sparen können.
Der Solidaritätszuschlag wird für rund 90 Prozent der Lohn- und Einkommensteuerzahler abgeschafft. Singles brauchen diesen Zuschlag nicht mehr zu zahlen, wenn sich ihr zu versteuerndes Jahreseinkommen auf nicht mehr als 62.121 Euro beläuft. Lediglich sehr gut verdienende Lohn- und Einkommensteuerzahler müssen die umstrittene Ergänzungsabgabe weiterhin voll zahlen – ebenso wie Sparer mit Kapitaleinkünften oberhalb des Sparerfreibetrags sowie Kapitalgesellschaften. Die Soli-Einnahmen aus der Körperschaftsteuer werden hingegen um 30 Prozent steigen, die aus der Abgeltungsteuer in etwa konstant bleiben.
Wie üblich wird zum Jahresbeginn der Einkommensteuertarif leicht verschoben, um die „heimlichen Steuererhöhungen“ infolge steigen der Preise auszugleichen. Der Grundfreibetrag steigt von 9.408 auf 9.744 Euro, der Spitzensteuersatz greift künftig erst ab 57.919 und die Reichensteuer ab 274.613 Euro.
Zusammengenommen führen die Änderungen in der Einkommensteuer dazu, dass eine Familie mit zwei Kindern und einem monatlichen Bruttoeinkommen von 5.000 Euro um 690 Euro im Jahr entlastet wird. Bei 10.000 Euro Bruttoeinkommen beträgt die Entlastung gar 1.613 Euro. Außerdem können höhere Vorsorgeaufwendungen für das Alter geltend gemacht werden, etwa Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung und zu berufsständischen Versorgungswerken. Im neuen Jahr können bis zu 25.787 Euro zu 92 Prozent als Sonderausgaben abgezogen werden – wobei für Arbeitnehmer jedoch der steuerfreie Arbeitgeberanteil abgezogen wird.
CO2-Abgabe
CO2-Emissionen bekommen ab Neujahr einen Preis, wodurch sich Energie, also etwa Benzin, Gas und Heizöl, spürbar verteuert. Verbraucher sollen motiviert werden, klimafreundlichere Alternativen zu wählen und etwa auf E-Autos umzusteigen. Laut dem Bundesumweltministerium beginnt der Emissionshandel mit einem fixen CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne. Die Folge: Der Liter Benzin wird um sieben Cent teurer, der Liter Diesel um acht Cent. Auch die Heiz- kosten steigen: Einen Preissprung gibt es vor allem bei Heizöl – pro Liter 8 Cent mehr.
Pendler-Pauschale
Um Pendler von diesen Mehrkosten etwas zu entlasten, steigt die Pendlerpauschale ab Januar ab dem 21. Kilometer von 30 auf 35 Cent. Geringverdiener erhalten eine »Mobilitätsprämie«, die dafür sorgt, dass auch jene Geringverdiener profitieren, die keine Einkommensteuer zahlen und daher durch die Pendlerpauschale nicht entlastet werden. Und wer nicht zur Arbeit pendelt, der soll pro Tag im Homeoffice fünf Euro Werbungskosten geltend machen können.
Rentner
Rund 1,3 Millionen Bezieher mit kleinen Renten können mit mehr Geld rechnen: Zum 1. Januar 2021 gibt es die Grundrente. Allerdings sollten Verzögerungen bei der Auszahlung einkalkuliert werden. Die Rentnerinnen und Rentner mit kleinen Bezügen müssen, wenn sie einen Zuschlag erhalten wollen, mindestens 33 Jahre Beiträge eingezahlt haben. Die Anspruchsberechtigten brauchen die Grundrente nicht zu beantragen – sie kommt automatisch. Das ist der Fall, sobald Rentenversicherung und Finanzbehörden die Einkommensverhältnisse abgeglichen haben. Im Gegenzug müssen Neurentner des Jahres 2021 nunmehr 81 Prozent ihrer Rente versteuern. Für Bestandsrentner ändert sich nichts.
Baukindergeld
Außerdem wird das Baukindergeld um drei Monate verlängert. Familien, die bis 31. März 2021 eine Immobilie kaufen, können diese Förderung in Höhe von insgesamt 12.000 Euro erhalten, sofern ihr Einkommen bestimmte Grenzen nicht übersteigt. Ursprünglich sollte diese Regel Ende 2020 auslaufen. Ferner ändert sich für neu zugelassene Fahrzeuge die Kfz-Steuer, die künftig stärker vom CO2-Ausstoß abhängt; bei einigen Modellen führt dies zu geringfügigen Erhöhungen.

Zusatzbeiträge
Viele Krankenkassen haben zum Beginn des Jahres die Zusatzbeiträge erhoben. Nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums kann der durchschnittliche Zusatzbeitrag für 2021 um 0,2 Punkte auf 1,3 % steigen. Die konkrete Höhe des Zusatzbeitrags legen die Kassen dann aber jeweils selbst für ihre Mitglieder fest, sie können dabei vom Durchschnitt abweichen. Wer die Kasse wechselt, kann daher mitunter viel Geld sparen. Sie möchten Ihre Krankenversicherung wechseln?
Kindergeld und Kinderfreibetrag
Ab Januar 2021 an steigt das Kindergeld von 204 auf 219 Euro für das erste und zweite Kind. Für das dritte Kind erhöht es sich auf 225 Euro, für jedes weitere Kind gibt es 250 Euro. Der Kinderfreibetrag wird für jedes Elternteil von 2.586 auf 2.730 Euro angehoben, der Betreuungsfreibetrag für jedes Elternteil von 1.320 Euro auf 1.464 Euro. Familien mit geringem Einkommen können mehr Kinderzuschlag erhalten; es gibt ihn für Eltern mit niedrigem Einkommen, das nur knapp über Hartz-IV-Niveau liegt. Die Leistung bekommen sie zusätzlich zum Kindergeld. Abhängig von der Bedürftigkeit werden derzeit maximal 185 Euro pro Kind und Monat gezahlt, nach Angaben des Bundesfamilienministeriums für rund 888.000 Kinder in Deutschland.
Ansonsten ...
wurde der Regelsatz für alleinstehende Hartz-Empfänger von 432 auf 446 Euro im Monat erhöht. Der gesetzliche Mindestlohn wurde auf 9,50 Euro brutto angehoben und steigt zum 1. Juli 2021 weiter auf 9,60 Euro brutto. Die steuerfreie Übungsleiterpauschale steigt auf 3.000 Euro, die für Ehrenämter auf 840 Euro. Verluste aus Termingeschäften können ab 2021 nur noch bis zu einer Grenze von 20.000 Euro mit Gewinnen verrechnet werden. Höhere Verluste können in das folgende Jahr vorgetragen werden, und mit dann anfallenden Gewinnen verrechnet werden. Unter Umständen müssen Anleger also Steuern zahlen, obwohl sie unter dem Strich Verluste gemacht haben. Außerdem verlängert sich die Verjährungsfrist für besonders schwere Steuerhinterziehung auf 15 Jahre.
TEXT HANS-WERNER MAYER