Startup Kultur

BU: © WJD/Gerhard Leber

Unternehmen auf der Suche nach Startup-Kultur

Fast alle Unternehmen hätten gerne ein bisschen mehr Startup-Flair. Aber die Prozesse in den meisten etablierten Unternehmen vertragen sich selten mit denen von Start-ups. Aber wie kann man deren Innovationskraft besser zu nutzen und davon zu profitieren.

Einige Konzerne bieten die Möglichkeiten kleine Teams innerhalb ihrer Entwicklungsabteilungen so unabhängig wie Start-ups agieren zu lassen. Andere schauen sich in den Innovationszentren der Kommunen und Hochschulen nach Talenten um und es werden Wettbewerbe veranstalten um passende neue Ideen und Geschäftsmodelle zu finden.

In der Fernseh-Sendung »Höhle der Löwen« präsentieren auf VOX mehrere Startup-Gründer ihre Geschäftsideen. Die vorgestellten Produkte reichen von Apps über Biosuppen bis hin zu Minirobotern. Das Faszinierende daran: Immer wieder setzen sich solch innovative Ideen von jungen Unternehmen am Markt durch und treiben Startups zu wirtschaftlichem Erfolg.

Sie finden sehr schnell pragmatische, neue Lösungen, um sich zu etablieren. Es ist vor allem ihre Arbeitsweise, die sich durch Flexibilität, Engagement und Zusammenarbeit auszeichnet die zum Geschäftserfolg beiträgt. Im Gegensatz neigen viele traditionelle Betriebe dazu, auf bereits bekannte und gelernte Prozesse zu vertrauen, wenn es darum geht, Antworten auf Probleme des Geschäfts- und Arbeitsalltages zu finden. Dabei gilt: Wer nichts wagt, der nicht gewinnt.

Startups sind agil und schnell und damit sehr erfolgreich. Das haben auch die meisten Firmen mitbekommen. Und immer mehr etablierte Unternehmen und Konzerne schauen sich die Prozesse, Strukturen und Methoden von Startups an. Aber es scheint hier verschiedene Geschwindigkeiten zu geben. Während Unternehmen der Informations-, Medien- und Telekommunikationsindustrie kulturell Startups sehr ähnlich sind, herrscht vor allem in Banken und Versicherungen noch eher ein traditionelles Verständnis von Organisation.

Mit der Studie »Corporates in der digitalen Transformation« untersuchte der Bundesverband Deutsche Startups e.V., inwieweit Konzerne die Tools, Methoden und Herangehensweisen von Startups anwenden. Trotz des von Konzernvorständen angekündigten Wandels zu mehr Startup-Mentalität sind etablierte Unternehmen immer noch weit davon entfernt. Der persönliche Umgang ist nach wie vor eher förmlich, klare Hierarchien bestimmen die Entscheidungsstruktur. Viele Konzerne befinden sich nach Ankündigung ihrer Vorstände derzeit auf dem Transformationspfad und wollen zu agilen Organisationen werden. Aber auch wenn Daimler-Chef Dieter Zetsche in der Öffentlichkeit mit Sneaker und ohne Krawatte auftritt oder eine Duz-Kultur beim Otto-Konzern eingeführt wurde, ist vom Dresscode bis hin zur Unternehmenskultur noch recht wenig passiert und noch immer dominieren traditionelle Einstellungsrituale. Bei der Kommunikation werden überwiegend klassische Technologien wie E-Mail und Telefon eingesetzt. Moderne Tools wie Messenger oder Slack haben das Nachsehen. Bisher verfügt nur ein knappes Drittel der etablierten Unternehmen über einen Chief Digital Officer. Über ein Drittel plant jedoch die Einführung einer solchen Position. Ein Viertel der Befragten sieht hierfür keinen Bedarf.

Der Wunsch nach mehr Agilität ist inzwischen bei kleinen Betrieben über den Mittelstand bis zu den großen Konzernen sehr ausgeprägt. Einige Branchen tun sich bei diesem teils tiefgreifenden kulturellen Wandel schwerer, andere nehmen die neuen Ansätze schneller auf. Es gibt dabei keine allgemeingültige Lösung wie sie am besten umgesetzt werden. Wichtig ist zu verstehen, dass die Herausforderungen der digitalen Transformation nicht mit Insellösungen angegangen werden können. Es geht darum, Organisationen schrittweise aber letzten Endes insgesamt mit auf die Reise zu nehmen. Zielführend sind die Aktivitäten der Deutschen Börse, dort wurde ein eigenes Segment gegründet, das insbesondere Start-ups einen eigenen Weg zur Aktiengesellschaft ebnen soll.

Eine enge Verflechtung zwischen Start-ups, Venture-Capital-Investoren, Mittelstand, Familienunternehmen und Konzernen stärkt die deutsche Wirtschaft und beschleunigt die Digitalisierung. Sie erhöht Investitions- und Akquisitionstätigkeiten der etablierten Unternehmen. Denn selbst der bewährte Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft muss sich für Herausforderungen der Digitalisierung öffnen, um gegenüber der innovativen Konkurrenz aus dem Ausland weiterhin bestehen zu können.

Es ist notwendig, die etablierte Wirtschaft mit Start-ups besser zu vernetzen und in einen Austausch zu bringen, damit sie voneinander lernen. In den USA ist es der Normalfall, dass Konzernchefs in den Aufsichtsgremien von Start-ups und erfolgreiche Gründer und Investoren in den Aufsichtsräten der Konzerne sitzen. Das muss auch in Deutschland gelebte Realität werden. Um solche Beteiligungen anzustoßen müssen auch staatliche Anreize geschaffen werden.

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