
Wie das Corona-Virus den „Gran Consumo“ von Marcus Molina verändert hat
Wer in diesen Tagen durch Darmstadt flaniert, bemerkt den langsam zurückkehrenden Alltag. Hier eröffnet wieder ein Café, dort ein Ladengeschäft. Anders als viele seiner Freunde und Bekannte konnte Marcus Molina seinen „Gran Consumo“ am Hauptbahnhof geöffnet halten, da er systemrelevante Lebensmittel verkauft. Er gibt uns einen Einblick in diese wirre Corona-Zeit, die auch in seinem Wein- und Feinkostgeschäft einiges durcheinandergewürfelt hat. Nicht alles ist dabei schlecht.
„Das ging alles so rasend schnell Mitte März. Wir wurden regelrecht überrollt von der Nachfrage nach Nudeln, Pasta, Mehl, Reis und Tomatensoße“, so Molina. Bei Molina und seinem Team hat man die Auswirkungen des Virus in Italien und Spanien schon früh mitbekommen. „Da wurde mir klar, dass Corona nicht vor Landesgrenzen halt machen wird“. So wurden von ihm noch rechtzeitig große Mengen an Lebensmitteln aus Italien importiert, um die Hamsterkäufe zu bewältigen. „Das komplette Geschäftsmodell änderte sich über Nacht“, erinnert sich der Kaufmann, der in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern rund 400 – 500 Restaurants beliefert. „Die mussten ja alle schließen, eine Katastrophe für die Gastronomen. Der Umsatzeinbruch hier traf natürlich auch uns, wurde aber an anderer Stelle – wie durch die Vorratskäufe – etwas ausgeglichen“.
Auch der Online-Handel (www.casamolina.de) wuchs in dieser Zeit stark. Pakete mit Wein & Co. werden in Darmstadt und der näheren Umgebung persönlich ausgeliefert, darüber hinaus per Paketdienst versendet. Der Boom im Online-Handel ist durchaus auch das Ergebnis der sehr guten Reputation, die Marcus Molina und seine „Casa Molina“ seit jeher genießen. „Die Leute haben extra bei uns bestellt, weil sie uns gezielt unterstützen wollten. Wir haben keine einzige Google AdWords-Kampagne geschaltet. Ich spürte große Solidarität und Dankbarkeit der Menschen, dass wir besonders in der Krisenzeit hart gearbeitet haben, um die Versorgung aufrechtzuhalten“ so Molina. Unterstützung bietet er aber auch seinen Geschäftspartnern. So wird gezielt bei angeschlagenen Weingütern in Italien, Spanien und Portugal Ware bestellt, um sie zu stützen.
Während wir mit Marcus Molina sprechen, ist der „Gran Consumo“ gut besucht. Die schöne Theke, die zu Espresso und Weinverkostung einlädt, ist jedoch verwaist. „Das Einkaufserlebnis leidet spürbar unter Corona. Früher hat man mit den Kunden ein Schwätzchen gehalten, hat Wein, Wurst oder Käse probiert. Heute kommen die Kunden ins Geschäft, gehen gezielt zum gesuchten Artikel und sind gleich wieder draußen“, bedauert Molina und fügt hinzu: „Auch unsere großen Weinverkostungen hier im Haus oder im Schlösschen des Prinz-Emil-Gartens fallen weg, das finde ich persönlich sehr schade.“ Auch beim Weineinkauf der Kunden gibt es spürbare Veränderungen. Es wurde mehr Wein gekauft und durchaus mal ein hochpreisiger Tropfen. „Wenn die Menschen nicht mehr in ihr Lieblingsrestaurant gehen können, trinken sie dafür eben gerne einen Schluck zu Hause. Und auch bisschen Belohnung für sich selbst ist ganz sicher beim Weinkauf mit im Spiel“, lächelt Molina.
„Corona hat uns alle hart erwischt, besonders die Gastronomie mit kleinen, engen Bewirtungsflächen. Es wird aber weitergehen. Vieles hat sich verändert, wird sich verändern. Was ich durch die Krise am meisten gespürt habe, waren vor allem große Solidarität, Dankbarkeit, aber auch Vertrauen und Wertschätzung. Und das bedeutet mir sehr viel“, blickt Marcus Molina optimistisch in die Zukunft.