
Prof. Dr. Lisa Herzog und Prof. Dr. Armin Nassehi ausgezeichnet
Rund 150 Gäste nahmen in Darmstadt an einem Doppel-Festakt zur Verleihung des Schader-Preises teil. Da 2021 pandemiebedingt keine Preisverleihung im Schader-Forum stattfinden konnte, wurden die Preisträger 2021, Armin Nassehi, und die Preisträgerin 2022, Lisa Herzog, jetzt gemeinsam im Schader-Forum ausgezeichnet.
Mit dem Schader-Preis 2022 wurde die Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Lisa Herzog ausgezeichnet. Sie ist Professorin für Politische Philosophie und Direktorin des »Centre for Philosophy, Politics and Economics« an der Universität Groningen. In ihrem Vortrag zur Preisverleihung setzte sich Lisa Herzog mit der Frage auseinander, welche Werte das eigene wissenschaftliche Arbeiten antreiben. „Demokratien in modernen, hochkomplexen Gesellschaften benötigen zahlreiche Formen von Expertise, inklusive wissenschaftlicher Expertise – nicht nur in Form von Politikberatung, sondern auch als Bürger(innen)beratung und in der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft“, so Herzog. Die Laudatio auf Lisa Herzog hielt Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Ihre Empfehlung, unterschiedliches Wissen solle nicht nur hergestellt werden, sondern eben auch in die entsprechenden Lebensbereiche transportiert werden, entspricht dem, was die Schader-Stiftung sich zur Aufgabe macht: den Dialog zwischen Gesellschaftswissenschaften und Praxis zu ermöglichen.
Lisa Herzog ist eine innovative und forschungsstarke Philosophin mit wirtschaftswissenschaftlicher Expertise. Ihre Arbeiten zur Philosophie des Marktes, zu Theorien der Gerechtigkeit und zur Wirtschaftsethik sind wegweisend“, begründete Angelika Nußberger, Verfassungsrechtlerin an der Universität Köln und Mitglied des Senats der Schader-Stiftung, die Entscheidung für die diesjährige Preisträgerin.

Den Schader-Preis 2021 erhielt der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi. Er lehrt und forscht im Bereich Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seinem Vortrag betonte er, dass die Wissenschaft, die nur nacherzählt, was ohnehin so geredet wird, zu wenig Information erzeugt – das gilt vor allem für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Seine Grundintuition besteht darin, der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung des Veränderbaren, des Unsicheren und Überraschenden den Spiegel gesellschaftlicher Trägheit, Erwartbarkeit und Musterhaftigkeit vorzuhalten. „Vielleicht kann die Soziologie die Beobachterin sein, die ein wenig dazu beitragen kann, diese Widerständigkeit zu brechen, indem man nicht gegen sie arbeitet, sondern ihre Bewegung aufnimmt, um sie unmerklich in eine andere Richtung zu nötigen“, so Nassehi. Angelika Nußberger begründete die Entscheidung für die Preisvergabe an Armin Nassehi mit seinen wegweisenden Arbeiten im Bereich der Kultursoziologie, der politischen Soziologie und der Wissens- und Wissenschaftssoziologie eine führende Stimme im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs. Die Gesellschaftswissenschaften tragen wesentlich dazu bei, Antworten auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit zu finden: Wir müssen der Klimaerwärmung begegnen, mit der Digitalisierung Schritt halten, globale Wanderungsbewegungen bewältigen – und gleichzeitig sozialen Zusammenhalt, Wohlstand und Lebensqualität bewahren, sagte der Hessische Staatsminister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir, in seinem Grußwort. Der Schader-Preis wird jährlich vom Senat der Schader-Stiftung verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Mit der Annahme des Schader-Preises gehören Frau Herzog und Herr Nassehi sieben Jahre dem Senat der Schader-Stiftung an. Die gemeinnützige Schader-Stiftung fördert seit 1988 die Gesellschaftswissenschaften und deren Dialog mit der Praxis.
Text Hans-Werner Mayer