ROBOTER IN DER HÄUSLICHEN PFLEGE

Bärenstarke Unterstützung

Wie können Roboter künftig eingesetzt werden, um pflegende Angehörige bei der Betreuung von Menschen mit Demenz zu entlasten? Dieser Frage geht eine Forschungsgruppe im Projekt RoboLand nach – gefördert vom Bundesforschungsministerium.

Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Anzahl altersbedingter Erkrankungen wie Demenz zu. Ländliche Regionen sind von dieser Entwicklung besonders betroffen. Durch den Fortzug von Menschen im erwerbsfähigen Alter und den Mangel an Pflegekräften verschärft sich die Versorgungssituation für die stetig wachsende Gruppe älterer pflegebedürftiger Personen. Angesichts dieser erschwerten Rahmenbedingungen werden im Verbundprojekt »RoboLand« der Hochschule Fulda und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Lösungen entwickelt, wie Menschen mit Demenz künftig zu Hause unterstützt und begleitet werden können.

Eine Reihe von Unternehmen arbeitet bereits an der Verwirklichung der Idee humanoider Roboter als künftige Helfer für die Pflege-Industrie. Bärenstarke Unterstützung für Pflegende verspricht ein neuer Roboter: Das japanische Forschungsinstitut »Riken« hat einen annähernd mannshohen Roboter-Bären für die Altenpflege entwickelt. Der »Robear« kann Patienten vom Bett in den Rollstuhl heben oder beim Aufstehen helfen, versprechen die Entwickler

BILD: Roboter wie »Robear« können überlastete Krankenschwestern und Pflegkräfte entlasten, die derzeit bis zu 40 mal am Tag Patienten tragen und heben müssen und dabei ihre eigne Gesundheit aufs Spiel setzen und nicht selten Rückenleiden davontragen. FOTO: Riken-SRK-Center

Pflegende Angehörige werden eingebunden

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts »RoboLand« stehen Telepräsenzroboter. Hierbei handelt es sich um teilweise selbstfahrende und teilweise ferngesteuerte Roboter, die mit Display, Mikrofon und Webcam ausgestattet sind und durch Videoübertragung die persönliche Anwesenheit von beispielsweise einer Pflegekraft ermöglichen. Der Einsatz von Telepräsenzrobotern soll dabei dem Erhalt der Selbstbestimmung, der Mobilität und der sozialen Teilhabe dienen. Darüber hinaus soll untersucht werden, inwieweit diese Systeme eine Entlastung für pflegende Angehörige darstellen können. In das Projekt eingebunden werden zu Hause lebende Menschen in unterschiedlichen Demenzphasen, ihre pflegenden Angehörigen sowie informelle und formelle Netzwerkakteure wie Pflegedienste und Ärzte. In vier aufeinander abgestimmten Feldversuchen wird dann der Einsatz von Telepräsenzrobotern im häuslichen Umfeld erforscht. Auf der Grundlage der gewonnenen Ergebnisse werden anschließend Anforderungen für die technische Weiterentwicklung der Telepräsenzrobotik für Menschen mit Demenz, ihre pflegenden Angehörigen und die Netzwerk- akteure abgeleitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Forschungsprojekt mit rund 800.000 Euro.

Pflege-Roboter finden hohe Zustimmung

Die Mehrheit der Bürger sieht Technologie in der Pflege eher als Chance denn als Problem. Der Einsatz digitaler Technik in der Pflege kann Pflegende und Patienten entlasten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP). Nach der Studie erkennen knapp zwei Drittel (64 Prozent) der befragten 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren in digitalen Technologien eher Chancen, für ein Viertel (25 %) überwiegen die Risiken. 84 % halten digitale Anwendungen für sinnvoll, um Pflegenden die Arbeit zu erleichtern.

Angesichts von derzeit rund drei Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland – Tendenz steigend – und der eher abnehmenden Zahl privat oder beruflich Pflegender werde die Nutzung von digitalen Technologien künftig eine wichtige Rolle spielen, um gute Pflege sicherzustellen und Pflegende
zu entlasten.

TEXT Hans-Werner Mayer