
Experimenteller und außergewöhnlicher Entwurf
Vor 75 Jahren wurden die Chorfenster der Darmstädter Kirche Sankt Elisabeth bei einem Luftangriff zerstört. Jahrzehntelang musste die katholische Kirchengemeinde mit einem Provisorium aus einfachen Glasfenstern leben. Jetzt strahlt das Licht wieder durch 216 künstlerisch außergewöhnlich gestaltete Scheiben in den Chorraum.
Im Rahmen eines studentischen Wettbewerbs bezog sie Professor Kris Scholz und seine Studierenden aus dem Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt ein. Die Gemeinde entschied sich 2014 für den Gestaltungs-Entwurf von Markus Hau, der nun gemeinsam mit dem Darmstädter Glasgestalter Hans Grobbauer umgesetzt wurde.
Früh war dem Kirchenteam klar, einen eher außergewöhnlichen Weg gehen zu wollen und junge studentische Künstler in die Fenstergestaltung einzubinden. Bei einem Projektvolumen von immerhin 420.000 Euro keine Selbstverständlichkeit. Die vier besten studentischen Entwürfe wurden in der Kirche ausgestellt und die Gemeinde konnte sich zu ihnen äußern. Der Entwurf von Markus Hau hatte sich hierbei als Favorit herausgestellt. Er ist nicht auf die Gestaltung einzelner Fenster angelegt, sondern entwickelt sich über den gesamten Chorraum. Die faszinierenden grafischen Strukturen, von denen die farbigen Flächen durchzogen sind, veranschaulichen göttliche Vielfalt und die Unendlichkeit der Schöpfung.
Für Pfarrer Karl Heinrich Stein liegt der besondere Reiz des Entwurfs darin, „dass hier nicht kleinteilig und mosaikartig ein Neben- und Nacheinander von Schöpfungsepisoden aufgereiht oder in Einzelbildern an- zuordnen versucht wird. Vielmehr wird die umfassende und durchgreifende Botschaft des biblischen Schöpfungsglaubens deutlich“.

Die Kirchengemeinde beauftragte für die Umsetzung den Darmstädter Glasermeister Hans Grobbauer und als Lieferanten die französische Glashütte Saint-Just aus Saint-Just-Saint-Rambert in der Auvergne. Eine besondere Herausforderung für die dortigen Glasbläser war die Größe der einzelnen Gläser. Normalerweise sind Scheiben für Kirchenfenster eher kleinteilig aufgebaut. Der Entwurf von Markus Hau machte eine Größe von 80 Zentimetern nötig. Mit einer Dicke von nur drei bis zehn Millimetern kamen die mundgeblasenen Gläser dann nach und nach in Darmstadt an. Hans Grobbauers Aufgabe war es dann, die einfarbig gelieferten Gläser nach der Vorlage Markus Haus zu gestalten. Offiziell eingeweiht wurden die Kirchenfenster Mitte Dezember durch den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.