Nachhaltiges Bauen ist kein Selbstzweck

FOTO: Erich Westendarp, Pixabay

Lebenszyklus des Baumaterials beeinflusst die Ökobilanz

Wer sein Haus modernisiert, möchte, dass es schöner und wärmer wird – auf umweltfreundliche Weise. Und gesund soll man drin wohnen, schließlich hat man schon viel über Schimmelpilz, Schadstoffe und Allergien gelesen. Energie sparen will man auch, denn steigende Preise für Strom, Gas und Heizöl treiben die Kosten nach oben. Also bloß keine Fehler machen.

Experten unterstützen beim nachhaltigen Bauen

Wurden bislang meist nur Herstellungskosten und Energiebedarf betrachtet, so rücken jetzt auch Folgekosten und Umweltbelastung ins Zentrum. Und damit wird die Angelegenheit sehr komplex: Suchen Sie einen Architekten, der sich schon länger mit Öko-Themen befasst. Möchten Sie sich zunächst selbst ins Thema nachhaltiges Bauen vertiefen, empfiehlt sich der Leitfaden des Bundesbauministeriums für nachhaltiges Bauen. Die »Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen« stellt ein Planungs- und Optimierungstool zur Verfügung, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Ein Planer kann mit der Software »LEGEP« die Konstruktion, Technik und Kosten über den gesamten Lebenszyklus plus Ökobilanz ermitteln. Wenn man ein Detail ändert, sieht man sofort, wie sich dies für einzelne Phasen und die gesamte Lebensdauer des Gebäudes auswirkt.

Die Frage ist immer: Was ist drin?

Wer nur die Wände streichen oder ein Zimmer herrichten will, hat es mit einer überschaubaren Zahl von Materialien zu tun. Aber schon das kann ins Dickicht führen. Technische Merkblätter geben oft nur lückenhaft Antwort. Volldeklaration wäre transparent und seit vielen Jahren tüfteln Fachleute daran, Materialien und Produkte einzuordnen. Die Schadstoffe sind es ja nicht allein, die bei der Nachhaltigkeit zählen. Der Lebenszyklus des Baumaterials etwa beeinflusst die Ökobilanz entscheidend. Bei Materialien kommt es auch auf den Primär-Energie-Inhalt an. Dieser »PEI« zeigt, wie viel Energie etwa in Holzfaserplatten steckt – vom Wald bis zur Baustelle. Der »PEI« variiert je nach Herstellung und Transportweg: Wenn eine Firma die feucht geformte Holzmasse mit üblichem Strom trocknet, dann verschlechtert das den »PEI«. Stammt der Strom aber aus einer Turbine, die im Flussbett hängt, verbessert er sich.

Auch während der Herstellung können Schadstoffe entstehen. Pro Tonne Aluminium ergeben sich zum Beispiel 1,5 Tonnen Rotschlamm. Darum bitte Aluminium sehr bedacht nutzen. Bestehende Objekte können mit Modernisierungsmaßnahmen dem aktuellen Standard angepasst werden, etwa durch Wärmedämmungen oder ein modernes Heizungssystem. Begrünte Dächer und bewachsene Fassaden liegen derzeit im Trend – und leisten gleichzeitig etwas für die Umwelt. So kann ein Bewuchs aus Moos und Flechten einen großen Teil des Feinstaubs umwandeln.

Für Gebäude ein neues Qualitätsverständnis zu entwickeln und sie als Zeichen der Wertschätzung von Menschen zu verstehen ist Ziel des nachhaltigen Bauens. Demnach sollen Planung, Ausführung und der Betrieb eines Gebäudes das menschliche Wohlbefinden fördern und individuelle Bedürfnisse berücksichtigen.

TEXT Hans-Werner Mayer