MOBILITÄT IM WANDEL

Sie sehen aus wie Kabinenroller, sind aber rechtlich gesehen Fahrräder: Links: Schaeffler Bio-Hybrid Cargo | Rechts: Bio-Hybrid Passenger | FOTO Schaeffler

Erweiterung der Zweiradinfrastruktur liegt voll im Trend

19 Millionen und 900 Millionen. Diese erschreckenden Zahlen spiegeln die derzeitigen jährlichen Fahrzeugzulassungen in China und den aktuellen weltweiten Fahrzeugbestand wider. Es droht der totale Verkehrsinfarkt. Nicht nur in China. In allen urbanen Ballungsräumen wird es immer enger und überall sucht man nach Lösungen gegen Smog, Lärm und Parkplatzmangel.

In Sachen Elektromobilität ist Norwegen der klare Vorreiter. Nirgendwo gibt es, bezogen auf die Entwicklung der Einwohnerzahl, mehr Elektroautos. Vorzüge wie kostenloses Parken auf gekennzeichneten Flächen, Steuerbefreiungen und das Recht Busspuren zu nutzen sind nur ein kleiner Auszug aus dem norwegischen Vorteilskatalog. Auch hierzulande gibt es viele Ideen: Neuartige Sharing-Konzepte, angepasste Infrastrukturen, innovative Geschäftsmodelle, ordnungsrechtliche Rahmenbedingungen. Moderne Mobilitätslösungen stehen auf der Tagesordnung.

HESSENS ERSTER RADSCHNELLWEG

Schnell und sicher mit dem Fahrrad von Darmstadt nach Frankfurt kommen: Das soll Hessens erster Radschnellweg ermöglichen. Der Direktweg soll von Darmstadt über Erzhausen, Egelsbach, Langen, Dreieich und Neu-Isenburg nach Frankfurt führen. Geplant ist, dass der komplette Radweg 2022 fertig sein soll. Die Kosten von etwa achteinhalb Millionen Euro werden größtenteils durch Landesmittel finanziert. Offiziell wird das Prestigeprojekt aber nicht mehr Radschnellweg genannt, sondern nur noch als »Direktverbindung« bezeichnet. Denn einige Kriterien eines Radschnellweges wird die Strecke nicht erfüllen können. Der Weg wird zum Beispiel nicht überall vier Meter breit ausgebaut sein und an einigen Stellen von Straßen unterbrochen werden. Auch eine durchgehende Asphaltierung und Beleuchtung wird es nicht geben. Im Rhein-Main-Gebiet sind schon die nächsten Strecken in Planung, zum Beispiel von Hanau über Maintal nach Frankfurt.

Kopenhagen und Amsterdam setzen ebenfalls Ausrufezeichen. Breite Radwege, Fahrradparkhäuser, Stationen mit Fahrradpumpen, schräg gestellte Mülleimer an Radwegen und Fahrradleitsysteme sind nur der Anfang. So pendeln beispielsweise über die Königin-Luise-Brücke täglich bis zu 30.000 Radler in Dänemarks Hauptstadt. Fahrrad fahren – auch mit Rädern mit Elektrounterstützung – rückt in den Fokus und entwickelt sich zu einer problemlösenden und gesundheitsfördernden Lebenseinstellung. Schlechtes Wetter ist eines der häufigsten Argumente gegen das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel. Mit dem futuristischen E-Bike Bio-Hybrid des deutschen Automobil- und Maschinenbauzulieferers Schaeffler gilt diese Ausrede nicht mehr – denn es hat ein Dach, das vor Regen und Schnee schützt. Mittlerweile sind mehr als 2,5 Millionen Pedelecs auf Deutschlands Straßen unterwegs. Die Verkäufe sollen sich bis 2023 verdreifachen. Weltweit ist im selben Zeitraum ein Anstieg von fast 30 Prozent zu erwarten. Die Anzahl der weltweit verkauften Fahrräder lag 2012 bei 132 Millionen – Tendenz steigend.

TEXT Hans-Werner Mayer