Kaum noch hitzefrei in der Stadt

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Mehr Grün in den Städten für eine lebenswerte Zukunft

Innerstädtische Parks, Gärten und Grünflächen dienen nicht nur der Erholung und dem Wohlbefinden ihrer Bewohner, sie verbessern auch die Luft und das Mikroklima. Doch »Grüne Lungen« brauchen Platz und der ist rar und teuer in den Großstädten. Deshalb denken Stadtplaner, Architekten und Wissenschaftler darüber nach noch ungenutzte Flächen zu bepflanzen.

Die Temperaturen klettern immer weiter nach oben. In Anbetracht der Erderwärmung wird es immer wichtiger, sich Gedanken, um moderne Architektur zu machen. Besonders die Stadtbegrünung wird in Zukunft ein wichtiges Thema sein. Das wusste schon der Darmstädter Ot Hoffmann im Jahr 1970 als er sein »Baumhaus« in der Zeughausstraße erbaute. Zuerst umstritten und mittlerweile bewundert wirkt es mit seiner üppigen Bepflanzung wie eine Oase im Stadtbild. Der Architekt Ot Hoffmann wollte damit den Nachweis führen, dass Gebäudebegrünung mit relativ einfachen Mitteln und ohne Bauschäden möglich ist.

An einer Hauswand wachsende Pflanzen, ob mit oder ohne Kletterhilfe, bilden gewissermaßen eine zweite Haut. Die Äste und Zweige wachsen zwar dicht an der Wand oder an einem Gerüst, die Blätter aber stehen in einigen Zentimeter Abstand zur Wand, so dass sich dahinter ein Luftpolster bilden kann. Je mehr Gebäude begrünt werden, umso größer ist die positive Wirkung auf das Klima. Fassaden werden vor starkem Regen und Sonne geschützt. Schädliche Luftinhaltsstoffe und Staub werden vom dichten Laub einer Fassadenbegrünung festgehalten. Die grünen Hauswände reduzieren im Sommer die Aufheizung und im Winter schirmen sie gegen den Wind und die Kälte ab. Die Pflanzen produzieren Sauerstoff und filtern den Staub aus der Luft. An heißen Sommertagen kühlt die grüne Fassade sowohl das Haus als auch das Umfeld, weil die Blätter ständig Feuchtigkeit verdunsten. So hilft Begrünung, die Temperaturen in der Stadt zu regulieren und wirken wie eine „naturnahe Klimaanlage“. Begrünte Dächer speichern nicht so viel Wärme und verdunsten viel Wasser. Sie halten im Winter die Wärme im Haus und im Sommer die Räume kühl, wirken isolierend, weil die Sonneneinstrahlungen nicht vom Dach absorbiert werden.

In Zeiten der Klimakrise ist es notwendig weitere Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen. Hierzu zählen beispielsweise Entsiegelungs- und Verschattungsmaßnahmen. Bereits 2017 erhielt die Stadt Darmstadt für die Begrünung bzw. naturnahe Umgestaltung des EAD Betriebsgeländes Fördermittel in Höhe von 146.000 EUR aus Mitteln der kommunalen Klimarichtlinie. Mit der Förderung wurde das Betriebsgelände durch die Anpflanzung von geeigneten Blühpflanzen, Stauden und Sträuchern naturnah und klimaangepasst umgestaltet und auch ein kleiner Naturteich und Wildblumenhügel wurden angelegt. Durch die Realisierung des beschriebenen Fördervorhabens wurde gegenüber der bisherigen Situation eine deutliche Verbesserung bei der Oberflächenentsiegelung (Regenwasserversickerung), Vermeidung von Überhitzungszonen durch die Verbesserung des Mikroklimas sowie die Aufwertung von Biotopen für Pflanzen und Kleinstlebewesen erreicht.

Weltweit entwerfen Architekten neue Lösungen in der Stadtplanung. Als Vorbild gilt hier Singapur. Mehr als fünfeinhalb Millionen Menschen leben auf dem asiatischen Inselstaat. Hochhäuser reihen sich an Hochhäuser. Anders als in unseren Städten, gibt es hier aber kaum Betonklötze oder karge, graue Gebäude. Singapur ist weltweit führend in der Begrünung von Gebäuden. Denn die Häuser haben zum Beispiel Öffnungen in den Fassaden, die sich oft über mehrere Stockwerke erstrecken. Verschiedene Pflanzen schlingen sich hier um die Bürogebäude oder Wohnhäuser und prägen somit das Stadtbild. Singapur sieht sich selbst als „Stadt in einem Garten“. Bislang konnte Singapur den Energieverbrauch in mehr als einer Million Wohnungen um zehn Prozent senken, bis 2030 ist eine Reduzierung um weitere 15 Prozent vorgesehen.

Auch in Darmstadt tut sich einiges. Im Umweltnetzwerk sind rund 30 Vereine, Stiftungen, Unternehmen sowie städtische Einrichtungen aktiv. Gemeinsam haben sie es sich zum Ziel gesetzt, die Menschen mit der Bedeutung von Biodiversität, Klima- und Umweltschutz sowie nachhaltigem Handeln vertraut zu machen und sie einzuladen, selbst einen aktiven Beitrag zu leisten.

Text Hans-Werner Mayer