INNOVATION AUS TRADITION

Banddurchschnitt (v.l.n.r: Ralf Möller,Bürgermeister Weiterstadt; Holger Hedtke, Michael Hedtke, Jürgen Thomas, stellv. Vorstandsvor- sitzender Sparkasse Darmstadt, Thomas Bauch, Geschäftsführer Volvo Car Germany GmbH); Foto: Max Weiglin

Neubau des Volvo Autohauses

Autohaus Hedtke hat in Weiterstadt für die Zukunft gebaut. Seit mehr als 30 Jahren gibt es das Autohaus Hedtke in Weiterstadt. Hans Hedtke übernahm 1989 gemeinsam mit seiner Frau Renate und den beiden Söhnen Michael und Holger den Betrieb, der damals noch A.V.A. hieß. Im Jahr 2003 wurde das Unternehmen in die Hedtke GmbH & Co. KG umbenannt und Michael und Holger übernahmen den Betrieb. Nach 17 Monaten Bauzeit wurden der neue Volvo Betrieb und die Außenanlagen komplett um- und ausgebaut und am 31. August 2020 wurde eines der modernsten Autohäuser der Region eröffnet. Es bietet für die Kunden 1.500 Quadratmeter Repräsentationsbereiche und Serviceflächen sowie neun moderne Werkstattplätze.

Für die Inhaber Michael und Holger Hedtke und ihre rund 100 Mitarbeiter ist dieser Neubau aber weitaus mehr als nur eine neue Verkaufsstätte. Auf dem inzwischen über 26.000m2 großen »Hedtke Campus« wurde mit dem neuen Volvo Flagship Store eine neue Wohlfühloase zum entspannten Verweilen geschaffen. Stilsicher mit hellen Möbeln in skandinavischem Design eingerichtet, vermittelt der Living Space genannte Lounge-Bereich mit Barista-Angebot den Kunden und Mitarbeitern eine besondere und gemütlich angenehme Stimmung.

Die „gläserne Werkstatt“ bietet freien Blick in die hochmoderne meistergeführte Werkstatt für Fahrzeuge mit konventionellen und Elektro-Antrieben. Die individuelle Betreuung durch die Volvo Experten vermittelt Sicherheit und Vertrauen. Hier wurden die Vorteile der digitalen und der analogen Welt konsequent zusammengeführt und man spürt die Professionalität und Leidenschaft für das Besondere. Das gilt nicht nur für die innovativen Volvo Modelle, sondern auch für das komplette Mobilitätszentrum im Weiterstädter Gewerbegebiet, wo auch Fahrzeuge der Marken Jaguar und Land Rover erfolgreich verkauft und gewartet werden und das in vielen Bereichen neue Maßstäbe setzt.

Anlässlich der Eröffnung befragten wir Michael Hedtke, den geschäftsführenden Gesellschafter und zuständig für Vertrieb/Marketing und Finance zur Philosophie des Autohauses und der Entwicklung der Marke Volvo.

M-Magazin: Inwieweit steht die kraftvolle Entwicklung der letzten Jahre im Zusammenhang mit dem Engagement des chinesischen Unternehmens Geely bei Volvo?
Michael Hedtke:
Ich kann mich noch gut an die vielen Fragen erinnern, die nach der Übernahme im März 2010 aufkamen. Passt das liberal skandinavische Denken zu einem bis dahin für den europäischen Raum zumindest unbekannten Shareholder aus dem autoritären bis totalitären China? Und wohin wird die Reise nach der Ära mit Ford gehen? Heute kann man wirklich sagen, dass der neue Eigentümer den finanziellen und strategischen Rahmen ermöglichte, damit man in Schweden ohne erkennbare direkte Einflüsse von Geely arbeiten und sich weiter entwickeln konnte. Im Ergebnis führte das raus aus einer unter der Ford Regie zuletzt entstandenen Beliebigkeit hin zu einem wieder eigenständigen und unverwechselbaren Design. Die Marke wurde förmlich wachgeküsst und begann nun wie entfesselt, Jahr für Jahr neue, attraktive und eigenständige Volvo Modelle mit Premiumcharakter zu entwickeln. Alles passt fließend ineinander mit einer durchgehenden Anmutung im Interieur und Exterieur. Volvo hat es verstanden, einen Strauß an Produkten aufzulegen, die alle sehr begehrenswert sind und dabei aber ihren typischen Volvo Charakter beibehalten haben.

M-Magazin: Vier Fahrzeuge der Volvo Flotte wurden aktuell zu Firmenautos des Jahres 2020 gewählt. Spüren Sie auch in Ihrem Autohaus eine verstärkte Nachfrage der Businesskunden?
Michael Hedtke: Wir waren immer schon gut im Geschäft mit Gewerbekunden, aber wir haben in letzter Zeit mehr Türen öffnen können und das macht eine Menge aus. Heute ist es nicht mehr so, dass die Firmenchefs die Autoauswahl allein vorgeben. Durch die

Personalabteilungen gefördert, erhalten die Mitarbeiter in Unternehmen zunehmend die Möglichkeit, sich einen Firmenwagen selbst aussuchen zu können und da spielt unsere Marke eine wichtige Rolle. Wir haben mittlerweile drei Mitarbeiter, die sich ausschließlich um unsere Firmenkunden und deren Mitarbeiter kümmern.

M-Magazin: »Care by Volvo« ist ein Abo-Modell, ohne Anzahlung und Schlussrate, zu einem monatlichen Festpreis ist bis auf das Tanken alles inklusive. Erklären sie uns bitte, was Sie sich davon versprechen?
Michael Hedtke: Das Abo-Modell ist ein interessantes und zusätzliches Finanzdienstleistungsprodukt, das aber nicht in erster Linie den tradierten Autokäufer anspricht. Nach einer inzwischen abgelaufenen zweijährigen Pilotphase können wir heute bestätigen, dass die Strategie von Volvo, neue Zielgruppen für die Marke zu gewinnen, vollkommen aufgegangen ist. Vor allem Menschen, die in erster Linie Mobilitätslösungen ohne feste Laufzeitbindung suchen, werden von dem neuen Abo-Modell angesprochen. Auf der Couch konfiguriert – sucht der Kunde dann den Kontakt zu uns und holt sich nach einer weiteren persönlichen Beratung nebst Probefahrt die Bestätigung für seinen dann noch online zu tätigenden Abo-Abschluss. Häufig übernehmen wir sogar auch diesen letzten Schritt bei uns im Autohaus für unseren neuen Kunden.

Wir sind dann nicht mehr Händler im klassischen Sinne, sondern Vermittler. Eigentümer bleibt die Care by Volvo Germany GmbH. Aber durch die volle Integration des Volvo Händlernetzes ist gewährleistet, dass wir für die Kunden auch weiterhin Partner und erster Ansprechpartner bleiben. Der eigentliche Abo-Zeitraum läuft über 24 Monate, ist aber jederzeit kündbar. Volvo hat hier eine klare Vorreiterfunktion und damit wurde eine Chance genutzt, sich gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen und einen zusätzlichen Markt zu erschließen. Dieses Modell stößt auf höhere Akzeptanz je urbaner die Gesellschaft ist. So erleben wir auch in der Rhein-Main-Neckar-Region, dass es viele Kunden gibt, die weniger Wert auf Besitzverhältnis legen und nicht sehr markenorientiert sind. Sie brauchen etwas, was sie schnell von A nach B bringt und ihnen eine gute Kosten-Nutzen-Rechnung zu transparenten Konditionen ermöglicht.

M-Magazin: Eine Volvo-Tochtergesellschaft stellte mit dem »Polestar« ein voll elektrisches Fahrzeug vor. Wird es demnächst auch bei ihnen angeboten?
Michael Hedtke: Polestar ist jeweils zu 50% im Besitz von Geely und Volvo und wird bis auf weiteres ausschließlich über den Hersteller on- line vertrieben. Wir haben uns aber zum autorisierten Servicestützpunkt qualifiziert. Zusammen mit einem weiteren Volvo Händlerkollegen bieten wir in der sehr großen Region Rhein-Main als einzige beiden Volvo Händler die komplexe Wartungs- und Diagnosearbeit für Polestar Fahrzeuge an. Bundesweit soll es zukünftig in der Spitze 25 solcher Servicestützpunkte geben. Das erfordert sehr hohe Infrastrukturinvestitionen und die Zertifizierung besonders auf Hochvoltarbeiten ausgebildeter Mitarbeiter. Auf dem »Hedtke Campus« haben wir inzwischen sieben Ladestationen mit 14 Ladepunkten in erster Linie für Volvo Hybrid Fahrzeuge aber natürlich auch für vollelektrische Fahrzeuge installiert…

…die aber bisher von Volvo noch nicht angeboten werden…
Schon heute liegt der Anteil an Hybrid-Modellen bei Volvo bei 51 Prozent und den ersten vollelektrischen Volvo kann man mittlerweile auch schon bestellen. Die Produktion des XC40 P8, dem Schwestermodell des Polestar 2, ist bereits angelaufen und das Fahrzeug wird zum Jahreswechsel bei uns verfügbar sein. Damit wird bei Volvo die Ära der vollelektrifizierten Fahrzeuge eingeläutet. In den kommenden 5 Jahren wird dann jährlich ein weiteres Modell folgen.

M-Magazin: Corona bedingt ist der Absatz in der gesamten Automobilindustrie eingebrochen. Wie war das bei Ihnen und für wann erwarten Sie eine Markterholung?
Michael Hedtke: Mitten in der Neubauphase hat der Shutdown begonnen und das war schon eine gewaltige Herausforderung für uns. Der Stecker wurde überall gezogen und das hat zu einer Kettenreaktion bei Zulieferern, Herstellern und Kunden geführt. Niemand wusste, wann die Prozesse nach der Vollbremsung wieder gestartet werden können. Natürlich sind auch Besitzstandsängste aufgekommen und dann fängt man an — selbst als kerngesundes Unternehmen — auf dem Exceltableau diverse Szenarien durchzuspielen. Es waren zwei extrem fordernde Monate für uns gewesen, aber seit Mitte Mai können wir zum Glück wieder eine konstant ansteigende Performance in unseren Betrieben feststellen, die teilweise schon wieder an das Vorjahresniveau anknüpft. In einzelnen Bereichen gibt es sogar eine deutliche Zunahme, wie zum Beispiel im Gebrauchtwagen-Geschäft. Auch, dass die Gewerbekunden relativ schnell wieder zu einem normalen Erwerbszyklus zurückgekehrt sind, war sehr hilfreich. Sieht man sich die KBA-Zulassungsstatistiken an, erkennt man sofort, dass alle Hersteller verloren haben, aber Volvo mit Abstand den geringsten Rückgang zu verzeichnen hat und am schnellsten wieder in die Spur zurückgefunden hat.

M-Magazin: Alle neuen Volvo Modelle sind jetzt auf maximal 180 km/h gedrosselt. Was halten Sie von dieser Maßnahme?
Michael Hedtke: Wie wahrscheinlich bei vielen Neuerungen, fragt man sich zunächst: Warum eigentlich? Aber Volvo ist eine globale Marke, die bei ihrer Strategieplanung nicht nur den deutschen Markt betrachtet. Inzwischen können wir feststellen, dass eine überwiegend große Anzahl unserer Kunden und Interessenten positiv auf diese Strategie reagiert. Wir erkennen, dass es bei den allermeisten Modellen keine Kaufzurückhaltung oder nachhaltigen Widerstand dagegen gibt. Volvo ist natürlich keine Sportwagenmarke, dennoch wird es sicherlich auch Kunden geben, die wir mit dieser Geschwindigkeitsabsicherung nicht erreichen werden. Daneben gibt es allerdings auch eine große Anzahl an Interessenten und Neukunden, gerade in nachhaltig operierenden Wirtschaftsbereichen, die gerade diese Maßnahme als sehr cool und richtig bewerten und deshalb zu Volvo kommen. Eine Chance also, wieder neue Zielgruppen für unsere Marke zu begeistern.

M-Magazin: Sicherheit wird bei Volvo großgeschrieben, es gibt ein ganzes Paket an Maßnahmen und Fahrassistenz Systemen. Kommt das bei Ihren Kunden gut an?
Michael Hedtke: Der Konzern strebt an, dass 2025 kein Fahrer und Insasse mehr in einem und niemand mehr durch einen Volvo tödlich verletzt werden soll. Dieses Ziel passt exakt zur Kern-DNA der Marke. Volvo befand sich immer schon in Punkto Sicherheitsstandards in einer Vorreiterrolle. Angefangen mit dem Drei-Punkt-Sicherheitsgurt, dem Side Impact Protection System und über viele andere heute nicht mehr wegzudenkende Sicherheitshelfer. Deshalb passt auch die Strategie zur Geschwindigkeitsabsicherung 1:1 zur inzwischen 93-jährigen Firmengeschichte.

M-Magazin: Der neue XC40 gewann jetzt den Red Dot Award 2020. Fördert prämiertes Design grundsätzlich den Absatz?
Michael Hedtke: Volvo hat auch schon in früheren Jahren eine klare Designsprache nachgewiesen. Ich denke an den PV444, den markanten Buckel-Volvo oder den P1800, den sogenannten Schneewittchen-Sarg. Aber der Slogan »Let ́s make Volvo cool again« war in den 2010er Jahren das Aufbruchsignal, um die Sicherheitsaspekte mit attraktivem und unverwechselbarem Design zu verbinden. Und das ist Volvo in den letzten Jahren fantastisch gelungen.

M-Magazin: Volvo fördert elektrisches Fahren mit Plug-in-Hybridmodellen mit einem Jahr kostenloser Energie: Wie läuft das technisch ab? Haben Sie Verträge mit Energieversorgern abgeschlossen oder müssen die Kunden ins Autohaus kommen, um die Batterien aufzuladen?
Michael Hedtke: Das läuft viel einfacher ab. Die Bordelektronik ist inzwischen genauso intelligent wie ein Smartphone. Sie zeichnet die Fahrzyklen auf und ermittelt dabei, wie viele Kilometer voll elektrisch gefahren wurden. Volvo hat einen durchschnittlichen Kilowattstunden-Preis errechnet und dieser wird dem Fahrer oder Halter dann gutgeschrieben. Das ist leicht nachvollziehbar und wird monatlich abgerechnet. Normalerweise sieht man kaum eine Abweichung seiner Stromrechnung, wenn man das Fahrzeug zuhause auflädt. Aber jetzt erhält man eine Gutschrift aufs Konto. Das ist psychologisch sehr wertvoll und bietet den Anreiz, im nächsten Monat vielleicht noch mehr zu „stromern“.

Herr Hedtke, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen den erhofften Erfolg mit Ihrem neuen Volvo Autohaus auf dem »Hedtke Campus« 

TEXT Hans-Werner Mayer

Living Space mit Kaffeebar, Foto: Frank Elschner
Blick in die Werkstatt; Foto: Frank Elschner