GRÖSSTE HAFTANSTALT IN HESSEN

Fußfesselüberwachung erfolgt aus Weiterstadt

Die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt wurde 1997 eröffnet und ist heute die größte
Haftanstalt des Landes Hessen mit einer Belegungskapazität von derzeit bis zu
678 männlichen, erwachsenen Gefangenen, viele davon mit Haftstrafen von über
24 Monaten. Die JVA wurde ursprünglich als reine Untersuchungshaftanstalt konzipiert. Seit dem Jahr 2011 handelt es sich um eine Vollzugsanstalt, welche für den Mischvollzug – sowohl für die Vollstreckung von Untersuchungshaft als auch für langjährige Freiheitsstrafen – zuständig ist.

Die lange, fast zwölfjährige Bauzeit kam zustande, da die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt vor der geplanten Eröffnung durch einen Sprengstoffanschlag der Roten Armee Fraktion fast komplett zerstört wurde. Der Sprengstoffanschlag fand am 27. März 1993 statt und war der letzte Terroranschlag der Rote Armee Fraktion (RAF) vor ihrer Auflösung im Jahr 1998. Das Gebäude war zum Zeitpunkt des Anschlags noch nicht offiziell eröffnet oder mit Häftlingen belegt. Nur zehn Angehörige des Wachpersonals hielten sich dort auf und blieben unverletzt. Der materielle Schaden wurde auf achtzig bis neunzig Millionen DM geschätzt und der Wiederaufbau dauerte vier Jahre. Erst im Mai 1997 konnten die ersten Häftlinge aus der Haftanstalt Preungesheim nach Weiterstadt verlegt werden.

Etwa 100 Menschen in Deutschland tragen derzeit eine Fußfessel. Die Überwachung dieser Personengruppe erfolgt seit dem vergangenen Jahr zentral von Weiterstadt aus. In einem Hochsicherheitstrakt befindet sich die Überwachungsstelle für sämtliche Personen in Deutschland, die eine elektronische Fußfessel tragen müssen.

Die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt gliedert sich in 4 Vollzugsabteilungen in 8 Unterkunftsgebäuden für Straf- und Untersuchungsgefangene und beherbergt zudem die zentrale Einweisungsabteilung des Landes Hessen. Ferner sind in der Anstalt eine Kirche, ein Sportplatz und eine Schwimmhalle mit einem Therapie- und Bewegungsbad untergebracht. Die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt hält eine umfangreiche Angebotspalette an Arbeitsplätzen, Maßnahmen der schulischen und beruflichen Bildung sowie individueller – speziell an dem Klientel ausgerichteter – Behandlungsmaßnahmen vor.

Die Opposition im Landtag und der Landesrechnungshof rügten anfangs Weiterstadt als „Luxusgefängnis“ und kritisierten die gewaltigen Kosten für das Schwimmbad und die Innenhöfe mit dekorativen Natursteinquadern. Aufgabe der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt war von Anfang an, die bisherigen Verhältnisse in Untersuchungshaftanstalten zu verbessern und Resozialisierungsprojekte durchzuführen. Vorbilder dafür waren Gefängnisse aus Schweden und den Niederlanden. Die bis dahin bestehenden Gefängnisse in Hessen waren überbelegt und in schlechtem Zustand.