GLANZ UND ELEND IN DER WEIMARER REPUBLIK

George Grosz, Staßenszene Kurfürstendamm, 1925 © VG Bild-Kunst, Bonn

Die »Schirn« präsentiert Kunst im Spiegel der Epoche

TEXT Hans-Werner Mayer

otto Dix, Zuhälter und Prostituierte, 1923 FOTO Janny Chiu, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Soziale Spannungen, politische Kämpfe, gesellschaftliche Umbrüche, aber auch künstlerische Revolutionen und Neuerungen charakterisieren die Weimarer Republik. In einer großen Themenausstellung wirft die »Schirn« Kunsthalle in Frankfurt bis zum 25. Februar 2018 einen Blick auf die Kunst im Deutschland der Jahre 1918 bis 1933.
Direkte, ironische, wütende, anklagende und oftmals auch prophetische Werke verdeutlichen den Kampf um die Demokratie und zeichnen das Bild einer Gesellschaft in der Krise und im Übergang. Die Probleme der Zeit bewegten zahlreiche Künstlerinnen und Künstler zu einer Spiegelung der Wirklichkeit und des Alltags, auf der Suche nach einem neuen Realismus oder „Naturalismus“. Mit individueller Handschrift hielten sie die Geschichten ihrer Zeitgenossen einprägsam fest: Die Verarbeitung der Folgen des Ersten Weltkriegs mit Darstellungen von versehrten Soldaten und von „Kriegsgewinnlern“, die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die Großstadt mit ihrer Vergnügungsindustrie und die zunehmende Prostitution, die politischen Unruhen und wirtschaftlichen Abgründe werden in der Ausstellung ebenso verhandelt wie das Rollenbild der Neuen Frau, die Debatten um die Strafbarkeit von Homosexualität und Abtreibung –, die sozialen Veränderungen durch die Industrialisierung oder die wachsende

Christian Schad, Halbakt, 1929 FOTO Antje Zeis-Loi, © VG Bild-Kunst, Bonn

Begeisterung für den Sport. In der Zusammenschau entsteht ein eindrückliches Panorama einer Zeit, deren Themen auch nach 100 Jahren nichts an Aktualität und Diskussionspotenzial verloren haben.
Im Fokus der Ausstellung steht das Unbehagen der Epoche, das sich in den Motiven und Inhalten wie auch in einem breiten stilistischen Spektrum zeigt. Die Schirn vereint 190 Gemälde, Grafiken und Skulpturen von 62 bekannten sowie bislang weniger beachteten Künstlerinnen und Künstlern, darunter Max Beckmann, Kate Diehn-Bitt, Otto Dix, Dodo, Conrad Felixmüller, George Grosz, Carl Grossberg, Hans und Lea Grundig, Karl Hubbuch, Lotte Laserstein, Alice Lex-Nerlinger, Elfriede Lohse-Wächtler, Jeanne Mammen, Oskar Nerlinger, Franz Radziwill, Christian Schad, Rudolf Schlichter, Georg Scholz und Richard Ziegler. Historische Filme, Zeitschriften, Plakate und Fotografien liefern darüber hinaus Hintergrundinformationen.
Die Werke der Künstlerinnen und Künstler halten der Gesellschaft jener Zeit schonungslos den Spiegel vor. Seit ihrer Gründung bekämpften Gegner von rechts und links die Republik, da sie andere Vorstellungen von einer gesellschaftlichen und politischen Ordnung in Deutschland hatten. „So tritt uns eine Epoche am seidenen Faden der Demokratie vor Augen, eine Zeit, die uns vielleicht in mancher Hinsicht näher ist, als wir glauben wollen“, so Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, über die Ausstellung.
Christian Schad, Halbakt, 1929 FOTO Antje Zeis-Loi, © VG Bild-Kunst, Bonn
George Grosz, Staßenszene Kurfürstendamm, 1925 © VG Bild-Kunst, Bonn
Dodo, Logenlogik, 1929 © Krümmer Fine Art
Otto Dix, Zuhälter und Prostituierte, 1923 FOTO Janny Chiu, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

 

AUSSTELLUNG
Glanz und Elend in der Weimarer Republik ORT: Schirn – Kunsthalle Frankfurt Römerberg | 60311 Frankfurt DAUER: bis 25. Februar 2018 EINTRITT: 12 € INFOS: www.schirn.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*