Gesundheitszentrum Odenwaldkreis – eine Erfolgsgeschichte

Im ländlich geprägten Odenwaldkreis ist eine umfassende und qualitätsorientierte medizinische Versorgung mit zertifizierten stationären und ambulanten Leistungen für seine rund 100.000 Bewohner ein zentrales Thema.

M-Magazin im Gespräch mit Andreas Schwab, Geschäftsführer Gesundheitszentrum Odenwaldkreis

Oft werden ländliche Räume aufgrund ihrer Struktur, Bevölkerungszahl und Dienstleistungsangebote still belächelt. Dass dieses antiquierte Stimmungsbild schon längst nicht mehr mit der Realität übereinstimmt, verdeutlicht die Geschichte des Gesundheitszentrums Odenwaldkreis in Erbach. In ihm verbinden sich Innovationskraft, Management Knowhow und Betriebsklima zu einem neuen Markenzeichen einer vorausschauenden Gesundheitsfürsorge mit großer regionaler und überregionaler Ausstrahlungskraft.

M-Magazin: Wie sehen Sie die Entwicklung vom Krankenhaus zum regional und überregional nachgefragten Gesundheitszentrum?

Andreas Schwab: Im ländlich geprägten Odenwaldkreis ist eine umfassende und qualitätsorientierte medizinische Versorgung mit zertifizierten stationären und ambulanten Leistungen für seine rund 100.000 Bewohner ein zentrales Thema. Durch eine vorausschauende und zukunftsprägende Entwicklungsstrategie mit Neubau-, Sanierungs- sowie Investitions- und Qualifizierungsmaßnahmen wurde in den letzten Jahren ein modernes, leistungsstarkes und medizinisch gut vernetztes Dienstleistungszentrum geschaffen, in dem sich 1100 Mitarbeiter, davon über 650 im Kreiskrankenhaus, um die Gesundheitsfragen der Bevölkerung kümmern. Dabei kommt dem Akutkrankenhaus Erbach als Herz des Gesundheitszentrums Odenwaldkreis eine wichtige Leuchtturmfunktion zu, die sich positiv auf Image und Anziehungskraft des Lebens- und Wirtschaftsraums Odenwald auswirkt.

M-Magazin: Welche Einrichtungen gehören heute zum Gesundheitszentrum Odenwaldkreis?

Andreas Schwab: Neben dem Kreiskrankenhaus Erbach sind dies unser Alten- und Pflegeheim, die Pflegeschulen des Odenwaldkreises, wo wir sowohl die 3-jährige Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/Pflegefachmann als auch die 1-jährige Ausbildung zur Krankenpflegehilfe anbieten, das PhysioZentrum Odenwaldkreis, die MedInvest GmbH (eine Service und Dienstleistungsgesellschaft), sowie das Medizinisches Versorgungszentrum mit Chirurgischer Praxis, Gastroentereologischer Praxis, Gynäkologischer Praxis in Erbach und der Chirurgischen Zweigpraxis Höchst.
Zusätzlich integriert wurden am GZO der Ärztliche Bereitschaftsdienst Hessen, eine Radiologie mit CT, MRT, Mammographie und Nuklearmedizin, eine Praxis für Neurochirurgie sowie ein Dialysezentrum. Auf dem Campus befindet sich zudem das Rotary-Hospiz Odenwald.
Über diese Vielfalt an medizinischen Facheinrichtungen, ärztlichen Arbeitsfeldern und vernetzter Versorgung bietet das GZO auch ein breites Spektrum attraktiver Arbeits- und Ausbildungsplätze. Hierüber informieren wir immer aktuell auf unserer Internetseite www.gz-odw.de und da wir unseren Standort ständig weiterentwickeln, freuen wir uns über aussagekräftige Bewerbungen.

M-Magazin: Welche Leistungen des GZO können Hilfesuchende aus dem Odenwaldkreis und benachbarten Regionen nutzen?

Andreas Schwab: Auf unsere umfassenden medizinischen Angebote und Fachleistungen durch das Kreiskrankenhaus Erbach als Notfallstandort des Landes Hessen – mit Notarztwagen und Hubschrauberlandeplatz – und über 312 Planbetten in den Fachbereichen Unfallchirurgie/Orthopädie, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Innerer Medizin, Frauenheilkunde/Geburtshilfe, Psychiatrie und Psychotherapie, Urologie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sind wir sehr stolz. Davon profitieren jährlich rund 30.000 Patienten, von denen etwa 12.000 stationär behandelt werden, ca. 5.500 davon operativ.

M-Magazin: Zur Geschichte des GZO gehören neben strategischer Planung und termingerechter Bauausführung auch der zukunftsweisende Ausbau des medizinischen Leistungsspektrums. Was wurde bisher realisiert?

Andreas Schwab: In den letzten 14 Jahren wurden für die vier Bauabschnitte und das erweiterte medizinische Leistungsangebot des GZO rund 95 Mio € investiert. Von der so geschaffenen Infrastruktur und den zusätzlich integrierten fachärztlichen Kompetenzen profitieren Patienten und Ärzte gleichermaßen. Besonders wichtig war uns dabei auch die Verwirklichung einer ganzheitlichen, effektiven und Qualität zertifizierten Behandlungskette. Für einige Bereiche nutzen wir eine telemedizinische Anbindung an Großklinken wie die Uni Heidelberg. Hier haben wir etwa die Stroke Unit angebunden, was bedeutet, dass die Patienten in Erbach telemedizinisch durch Experten der Uniklinik Heidelberg behandelt werden. Unser regionales Traumazentrum ist telemedizinisch mit der Sanaklinik in Offenbach im neurochirurgischen Bereich vernetzt.
Gerade diese Einrichtungen wie Stroke Unit, regionales Traumazentrum, akkreditiertes Schlaflabor und Geburtsabteilung mit 540 Neugeborenen in 2021 prägen den guten Ruf unseres Gesundheitszentrums.
Angesichts des Hausarztmangels wurde mit örtlichen Praxen der ,Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Odenwald‘ initiiert. Zusätzlich hat die Integration der KV-Notdienstzentrale der Hausärzte (Ärztliche Bereitschaftsdienst Hessen – ÄBD) in die Räume unseres Krankenhauses in Erbach die Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Medizinern im ländlichen Raum gefördert. Damit werden Schnittstellenprobleme in zeitlicher und fachlicher Form besser gelöst. Um den medizinischen Nachwuchs perspektivisch zu sichern und die Ausbildung zu fördern, konnte das GZO, seit 2013 als Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg berufen, einen weiteren wichtigen Meilenstein in seiner Entwicklung realisieren.

M-Magazin: Wie sehen Sie die Zukunft des Gesundheitszentrums mit Blick auf Finanzierung, Nachwuchskräfte und staatliche Preisfestsetzung?

Andreas Schwab: Die bisherige Weiterentwicklung des GZO folgt unserer strategischen Zielplanung und zeigt, wie erfolgreich bisher Politik, Management, Verwaltung und Mitarbeiter den notwendigen Veränderungsprozess gestaltet haben. Dies reicht von der Kooperation mit einem regionalen Bauträger, neu gegründeten Gesellschaften, beispielhafter Qualitätszertifizierung medizinischer Leistungen bis hin zur Erhöhung des Eigenkapitals und innovativen Kooperationen mit Universitäten und Landesstellen. Aber die Erfolgsgeschichte duldet keinen Stillstand! Denn trotz aller Modernisierung, erweitertem medizinischen Dienstleistungsangebot und systematischer Mitarbeiterqualifizierung droht die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben im Gesundheitsbereich sich weiter zu öffnen. Das bisherige Modell einer durch Beitragsfinanzierung und staatliche Zuschüsse sowie Preisfestsetzung geprägten Einnahmensituation wird den betriebswirtschaftlich und tariflich begründeten Ausgaben des modernen Dienstleistungszentrums GZO nicht mehr gerecht. Hier besteht großer Handlungsbedarf auf Landes- und Bundesebene. Gerne bringen wir unsere vielfältigen internen und externen Erfahrungen aus der Erfolgsgeschichte GZO ein.

Interview Reiner Stämmler

Der Diplomverwaltungswirt (FH), Krankenhausbetriebswirt (VKD) und Master of Business Administration leitet seit 1999 zunächst als Verwaltungsdirektor das Kreiskrankenhaus Erbach und ab 2001 als Geschäftsführer die neu formierte Gesundheitszentrum Odenwaldkreis GmbH. Sein berufliches Know-how ist regional und überregional gefragt. Ehrenamtlich tätig ist er u. a. als Präsidiumsmitglied des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V., stellvertretender Landesvorsitzender des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V., Mitglied im Fachausschuss Krankenhausfinanzierung sowie Krankenhausrecht und -organisation der Hessischen Krankenhausgesellschaft und Vorstandsmitglied des Klinikverbunds Hessen e.V..