ENTDECKUNGSREISE DURCH MAROKKO

Mit einem Toyota Landcruiser Camper durch die Wüste

Ein Reisebericht von Sabine und Kashif Shah

Wir besuchen gerne ferne, fremde Länder, sind schon zum Everest Base Camp gewandert, mit dem Mietwagen durch Kasachstan gefahren und waren zum Backpacken in Sri Lanka. Jetzt haben wir uns dafür entschieden, die wundervollen Landschaften Marokkos zu entdecken. Mit einem Toyota-Land-Cruiser schickten wir uns selbst in die Wüste.

Offroad-Fahrzeuge begeistern mich schon, seit ich meinen Führerschein habe. Aber so richtig habe ich erst vor zwei Jahren nach einem »Toyota Landcruiser HZJ75« — auch Buschtaxi genannt — gesucht, um ihn als Camper auszubauen. Mit einem Budget von nur 10.000 Euro war die Auswahl nicht gerade groß. Ein Bekannter schickte mir ein Foto eines in die Jahre gekommen »PZJ75«. Der Wagen war nicht wirklich in einem guten Zustand. Trotzdem haben wir den Allrad-Oldtimer nach einer zähen Preisverhandlung gekauft und über ein halbes Jahr fast täglich an dem Wagen gearbeitet, bis er wieder halbwegs solide, rostfrei und technisch in einwandfreiem Zustand war, um damit durch die Wüste Erg Chegaga — einer der größten Sandwüstenabschnitte Marokkos — zu kommen

Am 28. April 2018 geht es dann früh morgens endlich los. Der Plan war bis nach Algeciras zum Fährhafen an der Südspitze Spaniens durchzu- fahren. Die Fahrt war zwar lang, aber wunderbar entspannt. Ermüdendes Schnellfahren ist eh nicht drin, der Fünf-Zylinder-Saugdiesel mit 115 PS beschleunigt das 2,5-Tonnen-Gefährt auf maximal 100 Stundenkilometer. Wir kommen nach zwei vollen Tagen gegen 22 Uhr und keinem einzigen Stau in Algeciras an und übernachten auf einem kostenfreien Camper-Parkplatz in der Nähe des Hafens.

Die Fährpreise schwanken stark. Ein Tipp führt uns in ein kleinen Reisebüro, dort zahlen wir statt der erwarteten 360 € nur 200 € für die Hin- und Rückfahrt mit offenem Datum. Doch die Fähre geht schon in einer Stunde, die Zeit wird knapp und unsere Aufregung immer größer. Nach 90 Minuten Überfahrt landen wir im Seehafen »Med«. Er liegt rund 50 Kilometer von Tanger entfernt, ist riesig und sehr modern, doch recht chaotisch und schlecht organisiert. Nach der Passkontrolle und Einfuhr unseres Fahrzeugs müssen wir noch für ca. 90 Euro eine KFZ-Haftpflicht abschließen, da die Grüne Karte der deutschen Versicherung Marokko ausschließt. Danach kann es endlich losgehen.

 

Zunächst fahren wir ca. 330 Kilometer auf einer Top-Autobahn mit perfektem Asphalt in einem besseren Zustand als viele Strecken in Europa. Am Abend erreichen wir den ersten Campingplatz. Sie sind in Marokko weit verbreitet und kosten je nach Ausstattung und Lage zwischen vier und zehn Euro am Tag. Meist gibt es Wasch- räume mit Duschen und Toiletten und teils auch ein Schwimmbad. Da wir ein 100 Watt Solar Panel auf dem Dach montiert haben, benötigen wir keinen externen Strom. Der einzige Verbraucher ist unser 40 Liter Engel Kompressor Kühlschrank, den wir sehr schätzen.

Am nächsten Tag besuchen wir Rabat, die Hauptstadt Marokkos und Residenz des Königs. Vor allem der Bereich um den Hassanturm und den mit Schilfrohrmatten überdachten Souk, die Medina mit den kleinen Geschäften ist sehenswert. Rabat fristet unter den Königsstädten ganz zu Unrecht ein Dasein als Stiefkind, Marrakech oder Fes werden viel häufiger besucht. Hier sind eher weniger Touristen unterwegs, was den Besuch der Stadt aber sehr angenehm macht.

Wild campen ist in Marokko überall erlaubt. An einem schönen Stausee befindet sich unsere erste Wildcamping-Location. Dort kochen und essen wir gemeinsam mit Einheimischen. Nach der Dämmerung kommen zwei Polizeibeamte vorbei, die uns abraten dort zu übernachten, dem wir auch Folge leisten. Wir fahren drei Kilometer weiter und campieren auf einem Gaststättenparkplatz.

Das Ziel am nachsten Tag ist Marrakech. Etwa zehn Kilometer außerhalb des Zentrums befindet sich der Campingplatz »Relais de Marrakesh«, einer der schönsten unserer Reise. Er liegt in einer wunderschönen mit Blumen und Bäumen angelegten Anlage mit einem Schwimmbad, umgeben von einem hübschen Garten. Nach einem entspannten Nachmittag steht am nächsten Tag die Stadtbesichtigung auf dem Plan. Wir parken außerhalb der alten Stadtmauer und laufen ins Zentrum. Der Souk ist riesig, sicher sehenswert, aber wenig authentisch. Marrakech ist vor allem bei Flugreisenden beliebt und deshalb dreht sich hier — im Gegensatz zu Rabat — vieles darum, mit den Besuchern Geschäfte zu machen. Auch auf dem großen Marktplatz, auf dem abends in Windeseile kleine Essensbuden und Stände aufgebaut werden, wimmelte es von Touristen. Es gibt Schlangenbeschwörer und Aendomteure, die alle Bakschisch erwarten.

 

 

Wir freuen uns auf die nächste Etappe, die uns über den hohen Atlas in Richtung Ouarzazate bringt… FORTSETZUNG DER REISE siehe M-Magazin 1/2019