
Die Innenstädte sind verstopft mit Autos. Elektrische Tretroller sind eine praktische, umweltfreundliche und erschwingliche Alternative für die sogenannte letzte Meile, also etwa den Weg von der Bahn ins Büro. Manche halten die »E-Scooter« für das nächste Milliardengeschäft. Doch wie bei jeder Neuheit sind sie auch umstritten. Hier kommen die Argumente der Befürworter und Gegner.
PRO
Elektrische Tretroller sind vor allem in den Städten eine bequeme Art der Fortbewegung. Ein schöner Nebeneffekt: Es macht Spaß und man steht nicht im Stau. Und was machen wir, sobald eine Alternative zum geliebten Auto erscheint? Wir diskutieren wieder: über Unfallgefahren, Mindestalter und darüber, ob die Radwege für Elektro-Roller nicht zu eng, zu voll oder zu kaputt sind. Die E-Roller machen einfach richtig Spaß und sind vor allem für Pendler eine echte Alternative zum Auto. Wenn kein Wandel auf unseren Straßen stattfindet, wird vor allem eins schlimmer: unser Klima. Dabei können die Scooter die Innenstädte entlasten. Und im Gegensatz zur Fahrradfahrt ins Büro sind die Dinger auch noch anzugtauglich. Die geplanten Regeln finde ich gut: mindestens zwei Bremsen, rauf auf den Radweg und eine Versicherung. Auch die Mitnahme von E-Tret- roller ist in Bussen und Bahnen grundsätzlich möglich, der Branchenverband der über 600 ÖPNV- und Eisenbahnunternehmen in Deutschland hat seinen Mitgliedern deshalb unlängst empfohlen, elektrische Tretroller zur Mitnahme in Bussen und Bahnen zuzulassen, wenn sie nicht zu schwer und zusammenklappbar sind. Anderslautende Meldungen seien schlicht falsch, heißt es. Und apropos Leihroller: Da ärgere ich mich doch lieber über ein paar unordentlich abgestellte Scooter als über den fetten SUV mit der eingebauten Vorfahrt.
CONTRA
In der autogerechten Stadt gibt es keinen Platz für ein weiteres Verkehrsmittel. Naiv ist auch zu glauben, die E-Roller-Nutzer hielten sich brav daran, nicht auf Fußwegen zu fahren und nur bei Grün über die Ampeln zu sausen. Und: Soll ein 14-Jähriger, der sich doch an die Regeln hält, wirklich mit Tempo 20 auf der Straße rollen, weil es gerade keinen Radweg gibt? Unfallforscher warnen zu Recht vor einem weiteren Anstieg der Zusammenstöße, oft mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma als Folge. Doch die Politik weigert sich, entgegen der Forderung des Verkehrssicherheitsrates, eine Helm- pflicht mit der Zulassung zu verbinden. Man weiß auch nicht, wo der Platz zum Parken der E-Roller herkommen soll. Und was ist mit den giftigen Akkus, wenn ein Leih-E-Roller nach durchschnittlich drei Monaten Nutzung nur noch Schrottwert hat? Ärger wird es sicher auch geben, wenn in der Rush-Hour munter mal eben zehn E-Roller in die Abteile der U- und S-Bahnen drängen. Deutschland braucht endlich eine Verkehrswende, die das Auto in den Städten zurückdrängt, dann hätten Fahrrad, E-Roller und Fußgänger genug Raum und wir alle mehr Lebensqualität. Wir Menschen bewegen uns schon zu wenig. Mit dem neuen Trend wird das nur noch schlimmer. Warum noch zu Fuß zum Bäcker, Supermarkt oder den Nachbarn, wenn man auch mit dem Scooter hinfahren kann?
DIESE REGELN MÜSSEN EINGEHALTEN WERDEN:
- Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 20 Kilometern in der Stunde.
- Der E-Scooter muss über zwei Bremsen, Licht und Klingel verfügen.
- Scooter mit einer Höchstgeschwindigkeit über 12 km/h dürfen erst ab 14 Jahren gefahren werden.
- Eine Haftpflichtversicherung und ein Versicherungskennzeichen sind Pflicht.
- Ein Führerschein wird nicht benötigt.
- Der Scooter verfügt über eine Halter- oder Lenkstange.
- Sollten diese Bedingungen erfüllt sein, darf der E-Scooter auf Radwegen und Straßen fahren. Gehwege sind, wie für Fahrräder, tabu. Ausnahme: Die Roller haben eine Höchstgeschwindigkeit von 12 Kilometern in der Stunde.
- Ein Helm und Schutzkleidung sind nicht vorgeschrieben.
TEXT Hans-Werner Mayer