Die Verkehrsproblematik der Stadt

Mobilität der hessischen Bevölkerung: Wie kommen Hessinnen und Hessen zur Arbeit?

Kurz vor dem Kollaps

Die Darmstädter Bevölkerung legt Tag für Tag über 400.000 Wege zurück. Täglich pendeln 80.000 Menschen zum Arbeiten, zur Ausbildung und zum Einkaufen in die Stadt. Und hier gibt es pro Einwohner mehr Autos als in der Banken-Metropole und das alles macht der Stadt schwer zu schaffen. Feinstaub und Stickstoffdioxid belasten Anwohner und Fahrverbote ärgern Autofahrer.

Die Verkehrspolitik ist eines der zentralen Probleme Darmstadts. Mittlerweile ist der Verkehr auf Schiene und Straße an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt. Und Politiker aus Darmstadt und dem Umland streiten sich schon seit Jahren über die notwendigen Maßnahmen und den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Langsam scheint sich aber die Auffassung durchzusetzen, dass die Verkehrsprobleme in und um Darmstadt nur gemeinsam gelöst werden können. Der »Runde Tisch« der Industrie- und Handelskammer diskutiert über die Verkehrssituation. Es gibt viele Vorschläge, wie eine Straßenbahn nach Weiterstadt, ein Parkhaus an der B26, eine Seilbahn oder ein in sich geschlossenes Radverkehrsnetz. Alles mit dem Ziel, den regionalen Verkehr flüssiger und umweltverträglicher zu leiten. Nur die Umsetzung lässt lange auf sich warten, wie auf eine Nordostumgehung, der Entlastungstrasse, über die seit Jahrzehnten debattiert wird.

Es lohnt sich darauf zu schauen, wie IT- und Verkehrsexperten die Mobilität der Zukunft planen. In einer vernetzten Stadt sollen uns Algorithmen den Weg weisen und digitale Mobilitätssysteme entstehen, die autonome Fahrzeugflotten steuern. Künstliche Intelligenz ist dabei der Schlüssel, um den Verkehr zu führen, mit Assistenzsystemen den Verkehr zu beschleunigen oder z.B. die 560 Millionen Stunden, die jährlich auf der Suche nach einem Parkplatz vergeudet werden, um ein Drittel zu reduzieren.

Ein Zukunftsziel ist die Integration der Verkehrssteuerung auf einer Plattform, auf der Land, Kommunen, Verkehrsgesellschaften sowie Automobilhersteller und Dienstleister vertreten sind. Ein Mobilitätsleitstand wird in Zukunft mithilfe algorithmischer Streckenführung z.B. den schnellsten Weg von Orten im Odenwald nach Darmstadt vermitteln. Etwa ab 2035 werden autonom fahrende Robo-Shuttles den Verkehr entlasten. Kameras erkennen und beobachten den vom Steuer befreiten Fahrer, Sprachassistenten hören auf dessen Kommandos. Und im Individualverkehr übernehmen Algorithmen weitgehend die Kontrolle über die Fahrzeuge, die komfortabel, sicherer, schneller und sauberer durch die Innenstädte leiten. Doch bevor die großen Mobilitätslösungen kommen, müssen erst mal die Probleme im Verkehrsalltag gelöst werden. Die Initiative »2proAuto« wirbt dafür, nicht mehr nur alleine Auto zu fahren. „Ein freier Sitzplatz ist eine Ressource“, sagt Koordinator Martin Patri. Mit besser ausgelasteten Fahrzeugen könnten in Darmstadt Staus reduziert werden. Eine gute Idee, die mit etwas gutem Willen von heute auf morgen umgesetzt werden könnte.

TEXT Hans-Werner Mayer