Die 15-Minuten-Stadt

Trend in der Verkehrs- und Stadtplanung

Das Konzept der 15-Minuten-Stadt beschreibt eine City, in der alle Wege des Alltags in weniger als einer Viertelstunde bestritten werden können. Die Vision: Ohne das Auto nutzen zu müssen zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt oder in die Kita zu gelangen. Immer mehr Städte weltweit verfolgen dieses Ziel und bauen ihre Städte entsprechend um.

Wäre das möglich, nähme der Autoverkehr auf den Straßen drastisch ab. Die Straßen könnten stattdessen bevorzugt für Fußgänger und Fahrradfahrer Platz bieten und die Innenstadt könnte weit möglichst autofrei werden. In der Stadt nähme der Verkehrslärm deutlich ab, die Luftverschmutzung würde erheblich reduziert und die Lebensqualität der dort wohnenden Menschen würde immens steigen.

Städte wie Bocholt, Nantes, Paris, Oslo, und Madrid befinden sich schon auf dem Weg zu 15-Minuten-Städten. Die 15-Minuten-Stadt trägt dem Bedürfnis der Menschen Rechnung einen Großteil ihrer Zeit nicht mehr im Verkehr und Stau, auf dem Weg irgendwohin, verbringen zu wollen, sondern lieber dort, wo sie in der Stadt wohnen. Dazu haben immer mehr Menschen den Eindruck, dass die Emissionen im Straßenverkehr die Lebensqualität in den Städten sinken lassen, für gesundheitliche Probleme verantwortlich sind und daher dringend verringert werden sollten.
Um das Konzept der 15-Minuten-Stadt umzusetzen, müssen Stadt- und Verkehrsplanung zusammen gedacht werden, denn in einer 15-Minuten-Stadt sollen für jeden Lebensmittelgeschäfte und Ärzte, Erholungsräume und Fitnessstudio, Arbeitsplatz und Schulen in einem Radius von drei bis vier Kilometer mit dem Rad oder ein bis 1,5 Kilometer zu Fuß um seinen Wohnort liegen. Aktuell ist das für die meisten Menschen, die in Großstädten leben, eine Illusion.

Die 15-Minuten-Stadt erfordert zum einen, dass die Wegenetze für den rad- und öffentlichen Nahverkehr erheblich verbessert und ausgebaut werden, so dass man auch ohne Auto schneller zum Ziel kommt. Mindestens ebenso wichtig ist, dass sich die täglichen Anlaufpunkte der Menschen in direktem Umfeld befinden und sie zur Erreichung der Geschäfte, des Arztes oder des Arbeitsplatzes nicht ins Auto steigen müssen. Insbesondere Büros und Wohnorte müssen also enger miteinander verknüpft werden, es muss eine nutzungsdurchmischte, kompakte Stadtstruktur entstehen, in der Wohnen und Arbeiten wieder zusammenrücken und alle Versorgungselemente in der unmittelbaren Umgebung der Stadtbewohner*innen verfügbar sind. Um das zu ermöglichen ist ein tiefgreifender Stadtumbau und ein grundlegender Wandel bei der Stadtplanung erforderlich. Die bisher verfolgte Trennung von Wohn- und Gewerbegebieten würde zukünftig vermehrt zu Gunsten von durchmischten Stadtgebieten aufgeben. So verliert das Auto in der Stadt seine Bedeutung als Fortbewegungsmittel. Großteils entfällt dann auch eine Nutzung der Straßen und Parkflächen, die Flächen könnten verwendet werden um die Lebensqualität erhöhen.

Ist Darmstadt eine 15-Minuten-Stadt?

Die Darmstädter Innenstadt ist ein sechsfach genutzter Ort für Versorgung, Kultur, Arbeit, Teilhabe, Mobilität – und auch als Ort zum Wohnen. Die innere Kernstadt will diese Anforderungen unter einen Hut bringen. Die Kompaktheit ist ein Pfund, mit dem Darmstadt wuchern kann. Die vom Cityring umschlossene Fußgängerzone mit ihren rund 500 Metern Durchmesser sei ein Bereich, in dem man gut zu Fuß unterwegs sein könne, sagte Oberbürgermeister Partsch. Die Innenstadt sei weiterhin der zentrale Einzelhandelsstandort: „41 Prozent der Gesamtverkaufsfläche befindet sich hier.“ Aber neben Handel und Gastronomie drängeln sich in diesem Zentrum auch jede Menge Kultureinrichtungen. Dazu kommen die Bürgerämter, die Gerichte, das Klinikum, das Wissenschafts- und Kongresszentrum, das Staatstheater, das Jugendstilbad, die TU Darmstadt. „All das ist fußläufig erreichbar“, betonte Partsch. „Wohnen ist eine wichtige Funktion, aber eine von mehreren wichtigen“, stellt der OB fest. Bei Bodenrichtpreisen zwischen 2.000 und 5.800 Euro pro Quadratmeter in der Fußgängerzone ist es schwierig Wohnungen in die Stadt zurückzubekommen. Immerhin wohnen 1.750 Einwohner in der Kernstadt zwischen Grafenstraße, Hügelstraße und Marktplatz plus Mathildenplatz bis zur Bismarckstraße.

Mit dem Leitbild der 15-Minuten-Stadt stellt die Stadt den Menschen und seine Lebensqualität in den Vordergrund. Die 15-Minuten-Stadt würde zudem ein großer Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt bedeuten. Wie es damit in deutschen Großstädten aussieht, finden Sie im Internet: www.15-minuten-stadt.de

Text Hans-Werner Mayer