
Neue Ideen für die Zustellung
_ Paket-Butler bietet ein System, bei dem der Zusteller das Paket in einen verschließbaren Sack vor der Haustür deponiert und diesen verriegelt. Ganz ähnlich funktioniert »Parcel Lock«: Kunden kaufen einen privaten Paketkasten für ihr Haus, in dem Boten bestellte Ware deponieren. Öffnen und Schließen erfolgt über eine elektronische Eingabeeinheit, die Codes kommen aufs Smartphone. Beide Angebote sind für verschiedene Paketdienste offen.
_ Türöffner »CiDO« ist eine Ausgründung der Uni Hamburg. Das Startup bietet Scanner-Einheiten für Haustüren von Mehrfamilienhäusern. Der Bote liest den Code des Pakets dort ein – schon springt die Tür auf. »Pakadoo« bietet die Zustellung privater Pakete an den Arbeitsplatz. VW prüft zudem die Lieferung in den Kofferraum des Kunden. Die Idee ist Teil einer Kooperation des Autoherstellers und der Stadt Hamburg

Bekam im Jahr 2010 jeder Haushalt im Durchschnitt 23 Pakete nach Hause zugestellt, waren es im Jahr 2017 schon 41 Paketsendungen. Das bedeutet: Jeden Tag werden in Deutschland zehn Millionen Paketkartons umhergefahren und ausgeliefert, im Jahr über drei Milliarden. Für 2018 erwartet der Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) eine weitere Steigerung auf 5.5 Prozent (siehe Grafik). Kein anderes Geschäft in der Logistik wächst so stark wie die Paketzustellung. Das wiederum stellt die Kurier- und Paketdienste vor Herausforderungen, wie sie bei verstopften Straßen und Fahrverboten in den Innenstädten ihre Lieferungen in Zukunft überhaupt noch an ihr Ziel bringen können. Doch die Zustellung der Online-Waren sorgt vor allem in Städten für viel Frust. Ist der Empfänger nicht zu Hause, muss er selbst zum Abholshop. Zudem verstopfen Lieferfahrzeuge die Straßen und verpesten die Atemluft. Ein unguter Mix. Längst nicht alle Firmen stellen ihre Fahrzeugflotten bereits auf alternative Antriebsarten um. Paketfahrer geraten zunehmend in Bedrängnis, wenn wegen der Schadstoffbelastung die Innenstädte für ihre Dieselfahrzeuge gesperrt werden. Wo weiterhin Liefer-Lkw fahren, sollen sie es weitgehend abgasfrei tun. Zur Auswahl stehen E-Mobile, Brennstoffzellenfahrzeuge und Antriebe mit flüssigem Erdgas.
Wie kommen Pakete künftig zu uns?

Eine Idee betrifft die Paketshops: Ein Ziel der Paketdienste besteht darin, die Zahl der Ablieferungen an den Haustüren zu verringern und mehr Pakete gebündelt etwa in den Shops abzugeben. Die eigene Abholen soll einen größeren Anteil einnehmen. Sogenannte weiße Shops könnten entstehen, in denen nicht mehr nur Sendungen eines bestimmten Paketdienstes abgeholt werden können, sondern auch Lieferungen der Konkurrenten. Bislang arbeiten die Marktriesen DHL, Hermes, DPD, GLS und UPS strikt getrennt.
Auch Mikrodepots in den Innenstädten sollen helfen, den Stadtverkehr zu entlasten. In diese Container oder Läden werden bis zu 2.000 Pakete geliefert, die dann per Fahrradkurier zu den Bestellern gebracht oder abgeholt werden. Hermes testet autonom fahrende Roboter. Der moderne Lastenesel fährt mit umweltfreundlichem Strom und meldet sich per SMS zeitig beim Empfänger an. Noch allerdings muss ein Mensch nebenher laufen. Erst wenn der Test erfolgreich verläuft, will die Stadt auch Alleinfahrten erlauben. Geprüft wird auch die Möglichkeit, Pakete mit fliegenden Drohnen auszuliefern. Noch müssen aber die Rahmenbedingungen, wie Flughöhe und Landeplätze, geklärt werden.
TEXT Hans-Werner Mayer