Der Radschnellweg von Darmstadt nach Frankfurt kommt

Foto Andrea Groß

RADVERKEHR AUF NEUER INFRASTRUKTUR

Mit dem Bau des Radschnellweges von Darmstadt nach Frankfurt über 33,5 Kilometer wurde bereits im Oktober 2018 begonnen. Im Juni wurde der erste Teilabschnitt von 3,6 Kilometern zwischen Egelsbach und Darmstadt-Wixhausen offiziell eröffnet. Die Gesamtstrecke soll bis 2022 fertiggestellt sein. Die Gesamtkosten belaufen sich dann auf rund 43 Millionen Euro.

Das Fahrrad gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Vor allem im Alltags- und Freizeitverkehr wird es als alternatives Fortbewegungsmittel immer häufiger genutzt. Der Radverkehrsanteil liegt in Deutschland zurzeit bei elf Prozent und ist in den letzten Jahren ebenso gestiegen wie die mittlere Wegelänge, die sich dabei von
3,1 auf 3,9 Kilometer deutlich erhöht hat. Das zeigt, dass das Fahrrad seinen Einsatzbereich spürbar ausdehnt. Um dieser Entwicklung gerecht werden zu können, muss die Radverkehrsinfrastruktur ausgebaut werden.

Nachfragepotenziale bestehen besonders bei Distanzen zwischen fünf und zehn Kilometern. Ein wichtiges Element sind hierbei Radschnellverbindungen. Sie ermöglichen komfortables, schnelles und sicheres Radfahren und richten sich deshalb besonders an Berufs- und Ausbildungspendler im täglichen Radverkehr. Gerade zwischen Orten in Ballungsräumen mit hohen Pendlerverflechtungen sind Radschnellwege ein geeignetes Mittel, um das Radfahrpotenzial zu erhöhen.

Bei Radschnellwegen handelt es sich um vier Meter breite, selbstständig geführte Wege. Sie sind zudem vom Kfz-Verkehr und vom Fußgängerverkehr baulich getrennt. Um eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 20 km/h zu erreichen, werden Radschnellverbindungen an Knotenpunkten in der Regel bevorrechtigt geführt.

Verbände und Arbeitsgemeinschaften, fußgänger- und fahrradfreundliche Gemeinden haben in Zusammenarbeit mit den zuständigen Landesbehörden die Idee entwickelt, die bereits vorhandene Radverkehrsinfrastruktur mit Radschnellverbindungen zu ergänzen.
Die unzureichende Infrastrukturausstattung für Radfahrende sowie der Beitrag zur nachhaltigen Mobilität sind der Auslöser für diese Idee.

Der erste Radschnellweg Deutschlands verläuft in Göttingen. Er wurde 2015 eröffnet und hat eine Gesamtlänge von 4 Kilometern. Mittlerweile fahren auf dieser Radschnellverbindung bis zu 3.000 Radfahrende pro Tag. Es ist geplant, in den nächsten Jahren deutschlandweit bis zu 180 km Radschnellwege in Betrieb zu nehmen. Der wohl bekannteste und auch längste Radschnellweg ist der Ruhrschnellweg von Duisburg über Mühlheim, Essen, Bochum und Dortmund. Es sind bereits erste Teilabschnitte des 101 km langen Radschnellweges mit dem Fahrrad befahrbar. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren zahlreiche Radschnellverbindungen realisiert werden. Ein zusammenhängendes Netz von Radschnellverbindungen wird es in Deutschland nicht geben, sondern überwiegend sternförmig angeordnete Verbindungen in den Metropolregionen. Ausnahmen können jedoch in Verdichtungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet, dem Ruhrgebiet und dem Rhein-Neckar-Raum auftreten.

Der Bau von Radschnellverbindungen wird mittlerweile in den meisten Bundesländern gefördert. In Baden-Württemberg befinden sich vier Projekte in Planung, das acht Kilometer lange Pilotprojekt zwischen Böblingen/Sindelfingen – Stuttgart wurde bereits eröffnet. Ebenfalls eine wichtige Verbindung ist der Radschnellweg zwischen Heidelberg und Mannheim.

Ist eine durchschnittliche werktägliche Nachfrage von 2.000 Radfahrenden auf einer Radschnellverbindung zu erwarten, so stehen – je nach Bundesland – Fördermittel zur Verfügung. In Hessen wurden im Rahmen einer systematischen Analyse 42 Korridore identifiziert, für die ein Bedarf für eine Radschnellverbindung nachgewiesen wurde. Die umfangreichen Ergebnisse stehen auf der Plattform des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW) unter: www.schneller-radfahren.de zur Verfügung.

Text: Michael Beutel, Felix Rhein und Sophie Scherer (ZIV-Zentrum für integrierte Verkehrssysteme GmbH, Darmstadt)
Quellen: Bundesministerium für Verkehr, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

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