
Wohnst du schon, oder suchst du noch?
Die Immobilienpreise in Darmstadt gehen seit Jahren immer weiter nach oben, wie aus dem gerade veröffentlichten neuen Immobilienmarktbericht der Stadt hervorgeht. Auch die Mieten in Darmstadt sind vergleichsweise hoch. Das haben erneut Ranglisten bestätigt.
Ein Ranking des Marktforschungsinstituts Empirica aus dem zweiten Quartal dieses Jahres verdeutlicht die Entwicklung. Pro Quadratmeter zahlen Mieter in Darmstadt für eine Neubauwohnung demnach durchschnittlich 11,48 Euro. Damit liegt Darmstadt auf Platz acht der Städte mit den höchsten Mietpreisen.
Darmstadt zählt aktuell rund 159.000 Einwohner. Allein in den letzten fünf Jahren ist diese Zahl um über 12.000 Menschen gestiegen. Für das Jahr 2025 wird ein Bevölkerungswachstum um etwa 4.000 Personen prognostiziert, was einer Gesamtbevölkerung von über 160.000 entspricht.
Der Dreiklang aus Wissenschaft, Hightech
und günstiger Lage ist es, was Darmstadt reizvoll macht. Die günstige Lage inmitten des Rhein-Main Ballungszentrums ist Fluch und Segen zugleich: Sie trägt maßgeblich zur Attraktivität der Stadt bei, zieht mehr und mehr Menschen an – und erschwert gleichzeitig aber ein weiteres Wachstum, auch weil die Ausdehnungsmöglichkeiten begrenzt sind. In Richtung Norden hindert der Frankfurter Flughafen einen Ausbau der Stadt, im Westen sind es Autobahnen und Bahnlinien; im Süden und Osten die Ausläufer des Odenwalds. Es wird eng in Darmstadt, die wenigen freien Flächen sind hart umkämpft.
Für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, unsere Art der Fortbewegung zu überdenken und gleichzeitig für genügend Grünflächen in der Stadt zu sorgen — das sind sicherlich auch in Darmstadt die größten Herausforderungen der Zukunft.
In dem Bericht des Gutachterausschusses für Immobilienwerte wer- den die Verkäufe von Grundstücken, Häusern und Wohnungen in den vergangenen Jahren in Darmstadt ausgewertet. Und sie kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Nach dem Ende der Finanzkri- se haben die Immobilienpreise in Darmstadt jährlich um rund zehn Prozent angezogen.
Auch die Mieten können sich viele Menschen auf dem freien Markt nicht mehr leisten, weil Einkommen oder Rente nicht reicht. Auch öffentlich geförderte Sozialwohnungen gibt es seit Jahren immer weniger. Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt verfolgt die Stadtentwicklung mit einem nachhaltigen, alle wichtigen urbanen Funktionen und Flächentypen integriert und vernetzt betrachtenden Ansatz, wie zum Beispiel für die Umnutzung ehemaliger Gewerbeflächen zu Wohnraum. Beispielsweise beim Edelsteinviertel, dem Gebiet der früheren Prinovis-Druckerei am Haardtring und dem ehemaligen ECHO Areal. Hinzu kommt die Konversion ehemaliger US-Flächen wie die St. Barbara-Siedlung, Lincolnsiedlung und Ludwigshöhviertel. Trotzdem zahlen Mieter weiter Rekordpreise und Käufer finden kaum bezahlbare Immobilien oder Grundstücke. Nicht nur Großstädte wie München haben mit den Folgen des eigenen Erfolgs zu kämpfen.

TEXT Hans-Werner Mayer