
Masterplan DA2030+: Eine Strategie für Darmstadt
Am 3. Juni 2020 hat der Magistrat den Masterplan DA 2030+ verabschiedet. Damit ist ein übergreifender Orientierungsrahmen für die weitere städtebauliche Entwicklung von Darmstadt entstanden, ein informelles und steuerndes Planungsinstrument der Stadtentwicklung, das inhaltliche Schwerpunkte setzt und Zukunftsbilder erzeugt.
Der Masterplan DA 2030+ hat – anders als etwa ein Flächennutzungsplan – keinen rechtsverbindlichen Charakter. Es handelt sich aber um eine Art Regiebuch, in dem die Ziele für die zukünftige Stadtentwicklung beschrieben sind und der Weg zu deren Erreichung vorgezeichnet ist. Die fünf Planungsteams und das Steuerungsteam für den Planungsprozess Masterplan DA 2030+ waren mit Fachleuten aus ganz Deutschland und den Niederlanden besetzt, wodurch auch der Blick von außen auf die Stadt in das Planwerk eingeflossen ist.
Darmstadt wächst mit großer Dynamik und zieht auch in den nächsten Jahren Menschen und Unternehmen an. Die absehbaren Veränderungen beinhalten vielfältige Herausforderungen für die Stadt und die dort lebenden Menschen, eröffnen aber auch Gestaltungsspielräume für die Stadtentwicklung. Wie soll Darmstadt 2030 und darüber hinaus aussehen? Wo und wie können sich Stadt und Quartiere verändern? Welche Grenzen für das Wachstum gibt es? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit sich Darmstadt nachhaltig entwickelt und diskutiert.
Um dem wachsenden Bedarf an Wohnraum gerecht zu werden, will man auf Siedlungsverdichtung sowie auf vorhandene Flächen zurückgreifen. Etwa am Klinikum Eberstadt, dem Messplatz und im Ludwigshöhviertel. Das im Entstehen begriffene Quartier in der Cambrai-Fritsch-Kaserne gilt als Paradebeispiel für die Stadtentwicklung, wie sie im Masterplan propagiert wird. 3.000 Menschen sollen hier in Miets- und Eigentumswohnungen in einem autofreien Quartier mit Geothermie als Wärmequelle und Biotop, Wald- oder Artenschutzflächen leben.
Das neue Viertel gehört zum Südband Bessungen. Auf diesem liegt – gemeinsam mit Rheinstraße und Pallaswiesenviertel – der Schwerpunkt der im Masterplan genannten Maßnahmen. In diesen Bereichen wird ein besonderer Handlungsbedarf gesehen, etwa aus sozioökonomischer, stadtklimatischer, ökologischer, verkehrlicher oder städtebaulicher Perspektive, heißt es im Papier. Aber auch in den anderen Teilen der Stadt sollen Projekte und Maßnahmen umgesetzt werden.
Es lohnt sich über den Masterplan zu streiten
Während die Vertreter der Koalitionsfraktionen das „Regiebuch“ und die „Leitlinien“ für die künftige städtebaulich Entwicklung der Stadt lobten und darauf hinwiesen, dass die Stadt wachse und mögliche Optionen für eine Siedlungsentwicklung perspektivisch prüfen müsse, kritisierten Sprecher der Oppositionsfraktionen das in den vergangenen Jahren entstandene Werk.
Hauptaufreger sind die aufgeführten potenziellen Bebauungsflächen in Waldabschnitten im Stadtteil Eberstadt. Dagegen haben Bürger vor wenigen Tagen eine Online-Petition ins Leben gerufen.

„Die Stadt könne zuzugswillige Menschen nicht abweisen. Bei den meisten Flächen gehen wir mit, aber nicht bei Park- und Grünflächen“, so bemerkte Tim Huß (SDP). „Wald sollte tabu sein.“ Wenn man neue Siedlungsgebiete ausweise, müssten zugleich auch Wald- und Parkflächen ausgeweitet werden.
Das Papier enthalte Grundsatzentscheidungen wie den Verzicht auf Einfamilienhäuser oder die Mischung von Gewerbe und Wohnen, die den jahrzehntelangen Konsens in der Stadt auf den Kopf stellen und zu massiven Änderungen führen würden, kritisierte Ralf Arnemann (FDP). Die letzten verbliebenen städtischen Waldflächen müssten „unantastbar sein, auch schon gedanklich“. „Denn was wir heute denken, setzen wir morgen in die Tat um“, betonte Kerstin Lau (Uffbasse). Martina Hübscher-Paul (Linke) gab zu bedenken, dass es wahrscheinlich künftig einen viel geringeren Bedarf an neuen Flächen geben könnte. So werde durch Arbeitsformen wie Home-Office und Desk-Sharing viel weniger Büroraum gebraucht.
„In den vergangenen zehn Jahren habe die Stadt bewiesen, wie Stadtquartiere mit einem hohen Anteil an Sozialwohnungen gebaut werden könnten. Der Masterplan sei eine gute Grundlage und es lohne sich, über den Plan „sachlich zu streiten“, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch.
TEXT Hans-Werner Mayer
