
4,7 Milliarden Jahre in 13 Minuten
Das Darmstädter Studio Faber Courtial hat sich durch hochwertige 360-Grad-Filme einen Namen gemacht und zahlreiche Preise gewonnen. Bei den Filmfestspielen in Venedig feierte der 360-Grad-Film »Genesis« seine Premiere. Er zeigt in Virtual Reality die Erdgeschichte in einer 24-Stunden-Analogie: Von der Entstehung des Planeten über die Evolution seiner Lebensformen bis hin zur menschlichen Zivilisation.
Während der Film von einem einschneidenden Ereignis zum nächsten springt, sieht man, wieviel Zeit in der Gesamtentwicklung des Planeten vergeht. Die jüngere Menschheitsgeschichte, erklärt der Film, macht lediglich eine Sekunde eines Tages der Erde aus. In »Genesis« sieht man die Erde als glühende Kugel, fliegt über endlose Ozeane und schwimmt durch eine Unterwasserwelt, in der die ersten komplexen Lebensformen entstehen. In einem Dschungel ist man von riesigen Insekten umgeben und erlebt das Aufkommen der Dinosaurier. Zu guter Letzt kann man den Siegeszug des Menschen beobachten, mit dem sich die Geschichte rasant beschleunigt – und eines Tages wieder zum Stillstand kommen könnte. Wer »Genesis« gesehen hat, weiß: Die Erdgeschichte ist ein Zyklus von steter Entstehung und Zerstörung. Waren bisher die aufwendig produzierten Filme nur im 360-Grad-Format erhältlich, könnten sie in Zukunft auch in Echtzeit gerendert werden und dadurch Bewegung im Raum zulassen.
Faber Courtial zählt zu den Vorreitern im Bereich Virtual Reality auf dem deutschen Markt sowie zu den führenden Studios Deutschlands für visuelle Effekte. Im Jahr 1998 gegründet, begeistern die fotorealistischen Arbeiten aus Darmstadt seit über 20 Jahren Zuschauer in hochkarätigen TV-Dokumentationen und Ausstellungen. Ein ausbrechender Vulkan, ein Rundflug über das antike Rom, ein Blick in den Hamburger Hafen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts – dort wo Realität und Virtualität verschwimmen, ist das Darmstädter Unternehmen Faber Courtial zuhause.
»Wenn man im ZDF eine Folge von »Terra X« schaut, ist die Chance sehr groß, dass man Sequenzen sieht, die wir erstellt haben«, erklärt Maria Courtial. Dazu zählen die mehrfach ausgezeichneten Dokumentationen »Vulkane VR«. »Gladiatoren im Kolosseum VR« und das WDR-Projekt »VR-Zeitreise Kölner Dom«, das mit dem Grimme Online Award prämiert wurde. Komplettiert wird das hochkarätige Portfolio durch die jüngste VR-Doku »2nd Step« entstanden unter fachlicher Beratung der ESA. Es nimmt die Zuschauer auf eine faszinierende Reise zu bedeutenden Stationen vergangener und künftiger Mond- und Mars-Missionen mit.
»Die Kunst liegt darin, alles aus einem Guss erscheinen zu lassen«, erklärt Jörg Courtial, »sodass Unterschiede zwischen Realität und Virtualität unsichtbar werden.« Denn im Grunde gehe es in vielen Projekten um eine Mischung aus realen Aufnahmen und computerkonstruierten Animationen.
TEXT Hans-Werner Mayer