Darmstädter Stadtwirtschaft trotzt Corona

Investitionen in Daseinsvorsorge steigen

Mit dem 23. Beteiligungsbericht informiert die Wissenschaftsstadt Darmstadt über die Aktivitäten und die wirtschaftliche Situation der kommunalen Unternehmen im Geschäftsjahr 2020. Die Covid-19-Pandemie hat auch die kommunalen Unternehmen stark gefordert. Sie hätten aber „der Corona-Krise getrotzt, flexibel reagiert und lösungsorientiert gehandelt“, sagte der Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Das Beteiligungsportfolio der Wissenschaftsstadt Darmstadt umfasste derzeit 113 kommunale Unternehmen mit einer mittelbaren oder unmittelbaren städtischen Anteilsquote von mindestens 20 Prozent. Die Beteiligungen vergrößerten ihren Personalbestand auf 8.787 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 8.686). Der erhöhte Personalbestand erklärt sich unter anderem durch die Übernahme des Personals des Marienhospitals durch die Klinikum Darmstadt GmbH sowie die Ausweitung und Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle bei der ENTEGA.
Trotz pandemiebedingter Unwägbarkeiten hat sich die Darmstädter Stadtwirtschaft als Ganzes solide entwickelt: Die Gesamtleistung der Stadtwirtschaft – also die Umsätze ergänzt um Bestandsveränderungen in den Unternehmen – ging aber erstmals seit Jahren leicht zurück: von 2,635 auf 2,606 Milliarden Euro. Auch das Jahresergebnis lag bei minus fünf Millionen Euro. Die vergangenen Monate haben nach Einschätzung von Jochen Partsch gleichwohl gezeigt, „wie wichtig insbesondere in Krisenzeiten eine leistungs- und widerstandsfähige Stadtwirtschaft für den Erhalt der Daseinsvorsorge in der Stadt und der Region ist“.
Für die wirtschaftlich stabile Situation der Darmstädter Stadtwirtschaft spricht, dass viele kommunale Unternehmen erneut Überschüsse erzielt haben – diese stammen primär aus den Geschäftsfeldern Energie und Wasser, Digitalisierung und Telekommunikation, Immobilien sowie der Stadt- und Kreis-Sparkasse Darmstadt (Geschäftsfeld Strategie, Finanzen und Innovation). Die Gewinne profitabler Beteiligungen stützen unerlässliche Angebote der Daseinsvorsorge, etwa Gesundheitsversorgung, ÖPNV und Kultur, aus Geschäftsfeldern mit strukturbedingt negativen Ergebnissen.
Das negative Jahresergebnis von fünf Millionen Euro begründen sie unter anderem mit den hohen Investitionen. Die kommunalen Unternehmen haben insgesamt 390 Millionen Euro investiert. So hat die bauverein AG rund 66 Millionen Euro aufgewendet, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und ihre Bestandsimmobilien nachhaltig zu modernisieren. Durch die Bestellung neuer Straßenbahnen und Infrastrukturarbeiten verbuchte auch die HEAG mobilo GmbH höhere Ausgaben. Hinzu kamen Einbußen aufgrund sinkender Fahrgastzahlen im ÖPNV, die von den Zahlungen aus dem Rettungsschirm der Bundesregierung nur teilweise ausgeglichen wurden. Bei der ENTEGA wurde vor allem in Netzinfrastruktur für Strom, Gas, Wasser, Wärme und Telekommunikation sowie in regenerative Erzeugungsanlagen investiert.
Die Covid-19-Pandemie hat die Arbeit der kommunalen Unternehmen in großem Maße beeinflusst. Am Rande der Belastungsgrenze arbeitete über große Teile des Jahres 2020 vor allem das Klinikum Darmstadt. Die Aufrechterhaltung des regulären Krankenhausbetriebs bei gleichzeitiger Versorgung einer hohen Zahl an Covid-19-Patienten stellte das Klinikum und seine Belegschaft vor große Herausforderungen. Dennoch sei es gelungen, die Grund- und Notfallversorgung sowie die Angebote der Daseinsvorsorge vor Ort zu sichern.
Als strategisches Ziel der Stadtwirtschaft für die nächsten Jahre nannte der Oberbürgermeister die Klimaneutralität für Darmstadt, die bis 2035 erreicht werden soll. Große Investitionen stünden bei der Bebauung der Konversionsflächen, im Öffentlichen Nahverkehr sowie bei der energetischen Sanierung zahlreicher Bauvereins-Wohnungen an. Auch das Angebot für Carsharing in der Stadt soll kräftig von 200 auf 500 Stellplätze ausgebaut werden.

Die Darmstädter Stadtwirtschaft ist in acht Geschäftsfelder strukturiert

ENERGIE & WASSER
Pro Jahr werden ca. 2,57 TWh Ökostrom abgesetzt und 14,1 Mio. m3 Trinkwasser geliefert.

IMMOBILIEN
Es gibt mehr als 16.500 Mietwohnungen in Hessen. Die durchschnittliche Ist-Miete für Wohnungen beträgt 6,41 Euro/m2.

MOBILITÄT
Pro Jahr nutzen mehr als 50 Mio. Fahrgäste den ÖPNV in Darmstadt und der Region. Pro Jahr werden ca. 240.000 mal die Mietfahrräder genutzt.

GESUNDHEIT & TEILHABE
21 Kliniken gehören zum Klinikum Darmstadt. 148.000 Patienten werden jährlich in den Kliniken behandelt.

KULTUR & FREIZEIT
Die Centralstation zählt 250.000 Besucher pro Jahr. Die Stadtbibliothek verzeichnet jährlich ca. 900.000 Ausleihen.

DIGITALISIERUNG & TELEKOMMUNIKATION
Die Medianet verfügt über ein rd. 2.125 km langes Glasfasernetz.

ENTSORGUNG & ABWASSER
Pro Jahr werden im Müllheizkraftwerk weit über 200.000 Tonnen Hausmüll verbrannt. Über 14,3 Millionen Kubikmeter Abwasser werden jährlich gereinigt.

STRATEGIE, FINANZEN & INNOVATIONEN
Das Beteiligungsmanagement umfasst 113 Beteiligungen. Die Wertschöpfung in der Region beträgt ca. 819 Mio. Euro.

Zu jedem Geschäftsfeld gehören eine Vielzahl von Unternehmen, die täglich die Daseinsvorsorge in Darmstadt und der Region sichern. Zwischen den Beteiligungen der Darmstädter Stadtwirtschaft bestehen häufig keine gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen zur HEAG. Dennoch nimmt die HEAG eine dezentrale Einzelbetrachtung jeder Beteiligung, auch der direkten städtischen, vor und erweitert diese um eine Gesamtbetrachtung des Beteiligungsportfolios. Im Auftrag und in Abstimmung mit dem Oberbürgermeister und Beteiligungsdezernenten obliegt es der HEAG, den Beteiligungsbericht zu erstellen. Er steht unter www.heag.de/stadtwirtschaft/beteiligungsbericht/ als PDF zur Verfügung. Interessierte finden dort zudem ein Übersichtsplakat, das die Organisation, relevante Kennzahlen und ausgewählte Verantwortliche der Stadtwirtschaft zeigt. Auf beide Dokumente kann auch per Beteiligungsberichts-App zugegriffen werden.