
Meilenstein für die urbane Mobilität der Zukunft
Kurz nach der Fusion ihrer Carsharing-Dienste bündeln BMW und Daimler jetzt ihre Kräfte auch beim automatisierten Fahren. In einem ersten Schritt soll die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen sowie dem automatisierten Fahren auf Autobahnen und für automatisierte Parkfunktionen in der nächsten Technologiegeneration vorangetrieben werden.
Die beiden Unternehmen haben eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, um diese zentrale Technologie für die Mobilität in Zukunft zusammen weiterzuentwickeln. Die BMW Group und die Daimler AG betrachten diesen Ansatz als langfristige und strategische Kooperation und streben an, die nächste Technologiestufe bereits vor Mitte des nächsten Jahrzehnts in der Breite verfügbar zu machen. Für die BMW Group und die Daimler AG liegen die Vorteile der angestrebten Kooperation auf der Hand: Mit den Kompetenzen und Erfahrungen der einzelnen Partner und einer skalierbaren Architektur wird die Entwicklung künftiger Technologiegenerationen beschleunigt und effizienter. Neben diesen Synergien sollen neue Technologien schneller an den Kunden weitergegeben und in kürzeren Innovationszyklen aktualisiert werden. Die Sicherheit der Insassen und aller anderen Verkehrsteilnehmer ist für beide Unternehmen dabei von größter Bedeutung. Deswegen ist die Zuverlässigkeit der Systeme ein zentrales Kriterium in der Zusammenarbeit. Beide Partner haben dabei unverändert den Anspruch, Taktgeber der Entwicklung zu sein. Die gemeinsame Entwicklung soll mehrere Automatisierungsstufen bis Level 4 umfassen, wobei die Technologie der Level 3 und 4 sowohl in Europa als auch in den USA und China das automatisierte Fahren auf Autobahnen ermöglichen soll. Darüber hinaus streben die Partner auch Gespräche über eine Ausdehnung des Kooperationsumfangs in der Zukunft auf höhere Automatisierungsgrade auf Autobahnen sowie für urbane Gegenden und Städte an. Die Entwicklung der aktuellen Generationen sowie Kooperationen der beiden Unternehmen sind hiervon aber unberührt und werden unverändert fortgeführt. Beide Unternehmen werden weitere Partnerschaften mit Technologie-Unternehmen und Automobilherstellern prüfen, die zum Erfolg der Plattform beitragen können.
Wann werden Autos wirklich autonom fahren ?
Was der Kunde heute kaufen kann, sind so genannte »Level-2-Systeme«. Dabei muss der Fahrer permanent den Verkehr und die Assistenzsysteme überwachen. Hände vom Lenkrad nehmen oder schnell eine Nachricht schreiben? Nicht erlaubt. Die nächste Entwicklungsstufe sind jedoch nicht Fahrzeuge, die komplett vom Start bis zum Ziel autonom unterwegs sind (Level 4), sondern »Level-3-Systeme«, die in bestimmten Situationen den Fahrer ersetzen. Der Hersteller garantiert, dass sein System dann die Kontrolle übernimmt. Aktuell gibt es aber noch keine Zulassung für derartige Level-3-Systeme. Denn rechtliche Vorgaben, wie lange die Übernahmezeit sein muss, gibt es nicht. Das vom Bund mit 36,3 Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt »Ko-Haf« (kooperatives hochautomatisiertes Fahren), an dem sowohl Autohersteller als auch Zulieferer und Universitäten beteiligt waren, liefert jetzt umfassende Daten darüber, welche Faktoren eine Rolle spielen, wenn Auto und Fahrer wechselseitig für die Sicherheit verantwortlich sind. Doch wie die Hersteller diese Erkenntnisse nutzen oder was der Gesetzgeber daraus für rechtliche Rahmenbedingungen ableitet, ist offen. Bis der Insasse wirklich das Steuer komplett aus der Hand geben kann, werden noch einige Jahre vergehen. Denn erst einmal müssen Mensch und Auto lernen, sich aufeinander abzustimmen.
TEXT Hans-Werner Mayer