Aufbruch in Richtung Gemeinwohl-Ökonomie

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Ziel ist die Abkehr vom Kapitalismus

Die Gemeinwohlökonomie ist eine alternative Wirtschaftsordnung zu Kapitalismus und Kommunismus. Sie versteht sich als ethische Marktwirtschaft, die nicht auf Gewinnstreben und Konkurrenz beruht, sondern auf Gemeinwohl-Streben und Kooperation. Die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie sieht insbesondere Stadtwirtschaft in der Verantwortung für eine bessere Welt.

Das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie wurde vom österreichischen Autor Christian Felber als Vision eines alternativen Wirtschaftssystems entwickelt, das auf gemeinwohlfördernden Werten wie Kooperation und Solidarität statt auf Konkurrenz und Gewinnmaximierung aufgebaut ist.

Erfolg wird nicht an finanziellen Kennzahlen gemessen, sondern mit der Gemeinwohl-Prüfung für Investitionen, mit der Gemeinwohl-Bilanz für Unternehmen und mit einem Gemeinwohl-Produkt für eine Volkswirtschaft.

„Mit dem kapitalistischen Wirtschaftsmodell sind die Krisen der Gegenwart nicht zu lösen“, erklärt Walter König, Koordinator der 2018 gegründeten GWÖ-Gruppe Darmstadt. Diese setzt sich dafür ein, insbesondere für Unternehmen in kommunaler Hand sogenannte Gemeinwohl-Bilanzen erstellen zu lassen.

Ziel der Gemeinwohl-Ökonomie ist ein gutes Leben für Alle. Das Wohl von Menschen und Umwelt wird zum obersten Ziel des Wirtschaftens. Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein tragfähiges Konzept für eine nachhaltige Entwicklung in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht und ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene.

Veränderung tut not, das zeigt neben brennenden aktuellen Themen schon die Umfrage der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahre 2010. Sie stellt fest, dass 88% aller Deutschen sich eine neue und ethischere Wirtschaftsordnung, die den Schutz der Umwelt und den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft stärker berücksichtigt, wünschen.

Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit, Solidarität und Gerechtigkeit sowie Mitsprache seien Schlüsselwerte, die in einem Punktesystem bewertet werden. Dabei spielt der Unternehmenszweck, aber auch die Realität der internen Arbeitswelt eine Rolle. Der Prozess ist recht aufwendig, Berater sind 400 bis 800 Stunden mit einer Bestandsaufnahme von Strukturen, Leitbildern und unternehmerischer Praxis sowie der Erstellung eines Berichts beschäftigt. Firmenmitarbeiter müssen Informationen liefern und für Interviews zur Verfügung stehen.

Auch die traditionell starke Darmstädter Stadtwirtschaft orientiert sich an der 2009 beschlossenen Stadtwirtschaftsstrategie, die eine Orientierung am Gemeinwohl vorgibt. Eine GWÖ-Bilanz wird aber für die stadteigenen Unternehmen nicht erstellt, da es auch andere Möglichkeiten gibt, Werte wie Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

TEXT Hans-Werner Mayer