Auf dem Weg zum digitalen Euro

FOTO: EZB

Ein Pilotprojekt läuft schon

Die Einführung des digitalen Euros wird konkreter: Die EZB startet eine zweijährige Probephase. Die digitale Währung soll Kryptowährungen wie dem Bitcoin Konkurrenz machen.

Der digitale Euro ist im Grunde ähnlich wie Euro-Scheine und -Münzen, nur eben digital. Er liegt auf einem speziellen Konto, so der Plan. Und passend zum Konto gibt es für die Bürger eine elektronische Geldbörse, eine sogenannte Wallet, zum Beispiel auf dem Handy.

Das hätte viele Vorteile: Es wird also nicht bloß ein Anspruch auf Überweisung geschaffen, der dann über Banken abgewickelt wird, wie es bei den heute üblichen Bezahlsystemen der Fall ist, etwa bei Zahlungen mit Kreditkarte. Es gibt auch kein Warten mehr auf die Überweisung von einem Konto auf das andere.

Der Bürger kann sein digitales Euro-Konto jederzeit wieder auffüllen, etwa indem er von seinem Konto neues Guthaben auf die Wallet lädt. Und auch für den Handel und die Industrie wäre das System wegen seiner Schnelligkeit extrem wichtig.

Ist der digitale Euro einmal da, wird ihn die Europäische Zentralbank (EZB) vollständig garantieren. Die Staatengemeinschaft Europas, die den Euro quasi emittiert, garantiert für dieses Geld. Das ist das höchste Sicherheitsniveau, das ein Geld haben kann, und es ist liquide.

Es ist sicher und die Geldpolitik der unabhängigen Behörde EZB garantiert, dass es den Wert behält. Und das ist der gravierende, der alles entscheidende, konstituierende Unterschied zu anderen Kryptowährungen. Der digitale Euro wird eine Art Vermögenssicherung für die Bürger, die es bei Krypto-Assets wie dem Bitcoin nicht gibt. Der digitale Euro wäre genauso ausfallsicher wie der echte Geldschein, während Bitcoin und Co. in ihrem Wert immer schwanken werden, für Anleger sowohl Chance als auch großes Risiko.

Doch bei der EZB lässt man sich Zeit. Wohl erst in fünf Jahren soll das Zentralbank-Geld kommen: Im März sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei einer Anhörung im EU-Parlament: „Alle wollen, dass wir hier schneller agieren, mit großem Enthusiasmus. Wir müssen vorsichtig sein.“ Da sogenannte Krypto-Assets wie Bitcoin einen zunehmenden Boom erleben und andere Zentralbanken voraussichtlich ihr digitales Geld früher herausgeben werden, fürchten Währungsexperten, ein später Start für den digitalen Euro könnte die Bedeutung des Euro als Weltwährung verringern.

TEXT Hans-Werner Mayer