
Wer die Diskussion um das Arbeiten zu Hause verfolgt, gewinnt den Eindruck, dass es sich um eine Art Glaubenskrieg handelt. Die einen sagen nein, ich könnte das nie, ich brauche den Kontakt zu den Kollegen, andere meinen, im Home-Office lasse sich viel effizienter arbeiten, und das Private sei so auch besser mit dem Job in Einklang zu bringen. Entscheiden Sie selbst:
PRO
Im Home Office arbeite ich selbstbestimmter oder ich empfinde es zumindest so. Es gibt weniger Störungen durch direkte Vorgesetzte. Kontrollzwang und Misstrauen sind demotivierend und den Chef sieht man im Home Office ja nicht. Und es gibt auch keine nervigen Kollegen, die mich mit ihren Geschichten von der Arbeit abhalten, die ich gar nicht hören will.
Zu Hause kann ich viel konzentrierter Themen abarbeiten und mich auch mal drei Stunden am Stück in eine Sache versenken. Wenn immer mehr Kollegen Heimarbeitsplätze haben, werden auch die Besprechungen auf das wirklich notwendige Maß reduziert. Weniger nutzlose Meetings wären wünschenswert oder kennen Sie jemanden, der sagt, in seiner Firma gebe es zu wenige Meetings? Der tägliche Weg zur Arbeit ist eine der größten Stress-Quellen überhaupt. Mit jeder Minute Pendeln sinkt mein Wohlbefinden. Warum also nicht gleich daheim bleiben? Ist ja auch viel besser für die Umwelt. Viele Kollegen mit langen Arbeitstagen beklagen, dass sie sonst zu nichts kommen. Im Home Office lässt sich zwischendurch mal eine Maschine Buntes anschmeißen oder ein Brot kaufen. Und wer nachmittags lieber mit seiner Tochter spielt, setzt sich eben abends nochmal zwei Stunden an den Computer. Ganz nach Gusto eben.
CONTRA
Wenn ich ständig zu Hause arbeite, kann ich den betrieblichen Flurfunk nicht empfangen. Der BüroSchnack an der Kaffeemaschine hat schon für so manchen Informationsvorsprung gesorgt, der einer Karriere höchst zuträglich war. Und man kann auch nicht rechtzeitig gegensteuern, wenn irgendwas im Busch ist, was den eigenen Interessen zuwiderläuft.
Sicher, Meetings können nervig sein. Aber viele Ziele sind einfach nur im Team zu erreichen. Und damit sich ein gutes Team bilden kann, muss man sich treffen, sich persönlich kennenlernen, auch um sich einschätzen zu können. Das funktioniert nur zwischen Menschen, die regelmäßig ins Büro kommen. Daheim auf Dauer erfolgreich arbeiten kann nur, wer sich selbst gut organisieren und motivieren kann, wer gut ist in Zeiteinteilung und im Prioritätensetzen. Das ist aber längst nicht allen gegeben. Viele Menschen, die daheim arbeiten, verlieren den Überblick darüber, wie viel sie arbeiten. Weil sie eine vernünftige Trennung zwischen Arbeiten und Freizeit nicht hinbekommen, ständig im Arbeitsmodus bleiben und sich dabei selbst ausbeuten. Auch werden Konflikte zwischen Job und Familie oft angeheizt, weil Heimarbeiter immer unter dem Druck stehen, Arbeitszeiten auf Kosten der Freizeit zu verlängern.